Rumänien
Zwischen Karpaten und Donaudelta
Städte & Regionen
In Brasov trifft eine eindrucksvolle Vergangenheit auf moderne Kultur und entspannte Gastfreundschaft. Inmitten einer malerischen Naturlandschaft am Fuße der Südkarpaten vermittelt die geschichtsträchtige Stadt den Besuchern einen unvergesslichen Einblick in die zahlreichen Facetten Rumäniens und seiner Bewohner. Historische Sehenswürdigkeiten, freundliche Bewohner und überraschende Begegnungen sind überzeugende Argumente für eine Reise in die idyllische Stadt in Siebenbürgen und versprechen einen unvergesslichen Aufenthalt.
Bereits in der Bronzezeit ließen sich erste Siedler im Gebiet des heutigen Brasov nieder. Archäologen konnten dies anhand zahlreicher Funde am Schneckenberg (Dealul Melcilor) sowie an weiteren Fundorten nachweisen.
Die meisten Experten schreiben die Gründung von Kronstadt den Rittern des Deutschen Ordens zu. Sie kehrten 1211 aus Palästina zurück und waren meist Siebenbürger Sachsen. Der ungarische König Andreas II. übergab das Burzenland - eine historische Region Siebenbürgens - als Siedlungsgebiet an die Ritter. Der Deutsche Orden siedelte nach Spannungen mit dem König in die Ostseeregion um, die Siebenbürger Sachsen blieben jedoch in Kronstadt und stellten bis ins 19. Jahrhundert den größten Teil der Stadtbevölkerung.
Corona oder Kronstadt war ursprünglich eine Siedlung im Bereich des heutigen Marktplatzes und des Rossmarktes. In unmittelbarer Nähe befanden sich mit Martinsberg und Bartholomä zwei weitere Siedlungen. Kontroverse Diskussionen gibt es um die These, dass die Stadtgründung unter dem Namen Corona vermutlich bereits 1203 durch den deutschstämmigen Orden der Prämonstratenser erfolgte.
Erstmals erwähnt wurde Corona im Jahr 1235 in einem Visitationsbericht im Catalogus Ninivensis zum Besuch des Prämonstratenserabtes Friedericus von Hamborn bei einer Niederlassung des Ordens.
Im Laufe der Jahrhunderte führte Brasov neben Kronstadt und Corona eine ganze Reihe weiterer Namen. Daran erinnern noch in der heutigen Zeit einige Ortsschilder, die neben dem rumänischen Namen (Brasov) auch die deutschen (Kronstadt) und ungarischen (Brassó) Namen nennen. Brasu, Barasu, Brassó und Brassow wurden ursprünglich als Bezeichnungen für die gesamte Region verwendet.
Immer wieder litt Kronstadt im 13. und 14. Jahrhundert unter den Überfällen von Türken und tatarischen Stämmen. Ab 1241 war Kronstadt das politische Verwaltungszentrum des Burzenlandes (terra Saxonum de Barasu). Die günstige Lage der Stadt in der Nähe von fünf Karpatenpässen sowie die ab 1422 für Kronstadt gewährten Handelsprivilegien führten zur Entwicklung der Stadt zu einem bedeutenden Handelszentrum.
Im 16. Jahrhundert begann für die Stadt eine kulturelle Blütezeit, die durch den Reformator Johannes Honterus ihren Anfang nahm. Ab 1534 verbreitete er die Lehren der lutherischen Reformation und war maßgeblich an deren Erfolg in Siebenbürgen beteiligt. Zusätzlich ist er verantwortlich für die Gründung eines Gymnasiums, einer bedeutenden Bibliothek sowie der ersten Buchdruckerei des Landes.
Die wunderschöne, sanft gewellte Landschaft die von hohen Gebirgen eingerahmt wird und noch heute den Hauch der Siebenbürger Sachsen atmet, bezaubert wohl jeden Reisenden.
Unsere Szeklerland Rundreise führt Sie in kaum besiedelte Regionen im Südosten Siebenbürgens am Rande der Ostkarpaten.
Im Jahr 1916 besetzten rumänische Truppen die Stadt, die ab 1918 endgültig zu Rumänien gehörte. Diese Abtretung wurde durch den 1920 geschlossenen Vertrag von Trianon besiegelt. Während des 2. Weltkriegs war Kronstadt ab 1941 Hauptsitz der Deutschen Volksgruppe. Auch Rumänien erlebte in dieser dunklen Zeit eine systematische Judenverfolgung, der landesweit insgesamt rund 300.000 Menschen zum Opfer fielen und die 1944 mit dem Sturz des Diktators Ion Antonescu ein Ende nahm.
Ab Januar 1945 wurden Siebenbürger Sachsen zur Zwangsarbeit in die UdSSR deportiert. Eine weitere Namensänderung musste Brasov von 1951 bis 1961 erdulden, in dieser Zeit führte die Stadt den Namen Stalinstadt (Orasul Stalin).
Neben der größten Bevölkerungsgruppe der Rumänen leben in der heutigen Zeit auch Siebenbürger Sachsen, Magyaren, Roma, Lipowaner und Juden in Brasov. In der Strada Poarta Schei befindet sich die 1901 fertiggestellte Neologe Synagoge, die nach den Plänen des jüdisch-ungarischen Architekten Lipót Baumhorn errichtet wurde. Die Orthodoxe Synagoge in der Castelului-Straße wurde 1926 erbaut und besitzt eine eindrucksvolle Hauptfassade mit einer aus Keramikfliesen gefertigten Abbildung einer Menora mit zwei Löwen.
Die beiden Synagogen sind nur zwei Beispiele für eine Vielzahl von Sehenswürdigkeiten, die eine Reise nach Brasov zu einem unvergesslichen Erlebnis machen. Das älteste Gebäude der Stadt ist die St.-Bartholomäus-Kirche (Biserica Sfântul Bartolomeu). Sie wurde um 1225 erbaut, während des Überfalls der Tataren und Türken in den Jahren 1421 und 1438 schwer beschädigt und später erneut aufgebaut. Im Inneren befindet sich sehenswertes Mobiliar auf dem 17. und 18. Jahrhundert, darunter der Altar und die bemalten Kirchenstühle der Handwerkerzünfte. Im südlichen Kirchenschiff sind Fragmente von Wandmalereien aus dem 14. Jahrhundert erhalten, die Szenen aus dem Leben der beiden Heiligen Bartholomäus und Nikolaus darstellen.
Besonders sehenswert ist das historische Zentrum von Brasov, hier verbinden sich Historie und modernes Leben zu einer entspannten und lebendigen Atmosphäre. Zahlreiche Bürgerhäuser aus dem späten Mittelalter säumen den Rathausplatz und viele Straßen der Altstadt. Zu den bekanntesten Bauten zählen beispielsweise das Muresenilorhaus sowie das Hirscherhaus am Rathausplatz, in dem sich heute ein Restaurant befindet. In den Sommermonaten herrscht auf dem gesamten Rathausplatz eine charmante Caféhausatmosphäre, die Einheimische und Touristen gleichermaßen anzieht. Shoppingfans finden in der nahen Strada Republicii neben Filialen bekannter Kaufhausketten auch eine ganze Reihe kleiner Läden mit landestypischer Volkskunst und Souvenirs.
Die Altstadt ist von Überresten der Stadtmauer aus dem 15. Jahrhundert umgeben, zu denen neben dem Schwarzen Turm, dem Weißen Turm und der Weberbastei auch das 1559 erbaute Katherinentor gehört. Eine erlebnisreiche Erkundungstour durch die Straßen und Gassen der Stadt ist sehr lohnenswert - liegen doch die schönsten Sehenswürdigkeiten von Brasov alle in fußläufiger Nähe.
Die etwa 80 m lange Seilstraße (Strada Sforii) ist durchaus eine Herausforderung. Sie diente zu Beginn des 16. Jahrhunderts als Zugang bei Brandschutzmaßnahmen. An der engsten Stelle ist sie lediglich 111 cm breit und gehört somit zu den engsten Gassen in Europa. Die größte und bedeutendste gotische Kirche Siebenbürgens ist die Schwarze Kirche (Biserica Neagra) im Herzen der Altstadt, die ihren Beinamen nach einem verheerenden Stadtbrand im Jahr 1689 erhielt. Sie wurde ab 1383 auf den Überresten einer Vorgängerkirche erbaut und etwa im Jahr 1477 fertiggestellt. Sie ist neben dem Rathaus eines der Wahrzeichen der Stadt und beherbergt eine Sammlung anatolischer Gebetsteppiche sowie mit die mit 4.000 Pfeifen größte Orgel der Region Siebenbürgen, die von der bekannten Orgelbauerfamilie Buchholz stammt.
In der Nähe der Kirche befindet sich ein Denkmal zu Ehren des Reformators Johannes Honterus. Ebenfalls sehenswert sind die orthodoxe Kathedrale aus dem Jahr 1858 sowie die ab 1292 erbaute St.-Nikolaus-Kirche (Biserica Sfantul Nicolae) im Viertel Shkey. Im Inneren können Wandmalereien des rumänischen Malers Misu Popp besichtigt werden. Das Alte Rathaus auf dem weitläufigen Rathausplatz (Piata Sfatului) von Brasov stammt aus dem Jahr 1420 und wurde im Laufe der Jahrhunderte mehrfach umgebaut und erweitert. Es beherbergt in der heutigen Zeit neben der Touristinformation auch ein Museum zur Stadtgeschichte.
Weitere Museen der Stadt sind das kunstgeschichtliche Haus Muresenilor, das Museum der städtischen Zivilisation (Muzeul civilizatiei urbane a Brasovului), das Völkerkundemuseum (Muzeul Etnografic Brasov) und das Kunstmuseum (Muzeul de Arta Brasov). Im Museum der ersten Schule Rumäniens (Prima Scoala Româneasca) ist das erste in rumänischer Sprache gedruckte Buch ausgestellt.
Aus Brasov stammen eine Reihe bekannter Persönlichkeiten, dazu gehören neben Johannes Honterus auch der Botaniker Julius Paul Römer, die Maler Eduard und Hermann Morres, der Tennisspieler und Manager Ion Tiriac und der Musiker Peter Maffay.
Brasov liegt am Rand der Südkarpaten und diese eingebettete Lage inmitten der Bergkette begünstigt ein gemäßigtes Klima. Die naturnahe Lage unweit der ausgedehnten Waldgebiete führt dazu, dass sich immer wieder Bären bis in die Vororte der Stadt wagen. In der Umgebung von Brasov werden zahlreiche Möglichkeiten für geführte Wanderungen angeboten, bei denen die Wanderführer interessierten Wanderungen faszinierende Tierbeobachtungen in freier Natur ermöglichen.
Bei einem Ausflug in die Umgebung der Stadt nehmen viele Besucher das Schloss Bran in Augenschein. Dieses Bauwerk wird Touristen als Schloss des Grafen Dracula präsentiert. Es darf jedoch bezweifelt werden, ob der berüchtigte Walachenfürst Vlad III. Draculea dieses Gebäude jemals betreten hat.
Für Freunde von Schauergeschichten ist ein Ausflug in die rund 117 km entfernte Ortschaft Sighisoara (Schäßburg) empfehlenswert. Hier soll der berüchtigte Vlad Tepes (Beiname "der Pfähler") um 1431 das Licht der Welt erblickt haben. Sein Geburtshaus beherbergt in der heutigen Zeit ein Restaurant und ist in einem fröhlichen Gelbton gestrichen. Der Schriftsteller Bram Stoker wurde durch seine grausamen Taten zur Erfindung der Romanfigur Dracula inspiriert.
Brasov ist eine moderne Stadt mit bewegter Geschichte, die auf einzigartige Weise Einblicke in die rumänische Seele vermittelt. Besucher finden hier zudem eine lebendige deutsche Kultur vor, die hier für viele Menschen noch immer ein wichtiger Teil ihres Lebens darstellt. Eine Reise nach Brasov ist ein aufregendes und unvergessliches Erlebnis, die ein einzigartiges Kennenlernen von Geschichte und Gegenwart ermöglicht.
Copyright Dreizackreisen 2024. All Rights Reserved.