Ukraine
Unterwegs im zweitgrößten Land Europas
Halbinsel Krim
"Der Karadag ist ein Ort, der eher in die Märchenwelt zu gehören scheint als in unsere harsche Wirklichkeit."
(Dichter Maximilian Woloschin)
Mit diesen Worten beschreibt der in Kiew geborene Dichter Maximilian Woloschin die imposante Bergkette in der Südostküste der Krim, zwischen Koktebel und Sudak gelegen. Der Kara Dag besitzt eine wilde Schönheit, geformt aus rauen Felsspitzen, sanften grünen Hügeln und bizarren Felsen und Klippen, die die Phantasie beflügeln.
Aus den Resten eines jurassischen Vulkankomplexes entstanden, ist der Karadag mit unzähligen Mineralien gesegnet, darunter Quarze in vielfältigen Varietäten (darunter international berühmte Chalcedone), Opale, Achate und Karneole, die es für Mineralogen sehr interessant macht.
Die Pflanzenwelt des Karadag besitzt eine außerordentliche Vielfalt - nahezu die Hälfte aller auf der Krim vorkommenden Pflanzenarten finden sich im Karadag, darunter 53 endemische (z.B. Pojarkows Weißdorn; Crateagus pojarkoviae Kossych). Allein 1.175 Gefäßpflanzenarten konnten auf dem Gelände des heutigen Nationalparkes nachgewiesen werden, in Ihnen verbindet sich die Flora des Mittelmeerraumes mit der des Kaukasus, Kleinasiens und der osteuropäischen Steppen. Von April bis Anfang Juni erblühen diese Steppengebiete in den zarten Farben des Federgrases, wilder Tulpen und Pfingstrosen.
Auf den felsigen Bereichen des Kara Dag finden sich Flaumeichenwälder, Kornelkirschen, orientalische Hainbuchen, Pistazien und verschiedene Wacholderarten, darunter der Griechische Wacholder und der Zedern- Wacholder, sowie 15 verschiedene Arten des Weißdorns (7 endemische). Im Herbst entfaltet der Perückenstrauch ein Blütenfeuerwerk der verschiedensten Rottöne - von rosa über purpur und scharlach bis ins karmin. Weitere typische Gewächse sind der Strauchjasmin (Jasminum fruticans L.), Christusdorn, Hundsrose und undurchdringliche Schlehenhecken. Auf den höheren Bergspitzen, circa 500 m über dem Meeresspiegel findet sich das Krimedelweiß (Cerastium biebersteinii), eines der imposantesten Gewächse des Karadag, klein an Wuchs, jedoch mit wunderschönen weißen Blüten.
Gleichermaßen vielfältig ist auch die Fauna des Kara Dag. 2600 Insektenarten (darunter 1700 Schmetterlingsarten), acht Reptilienarten (darunter Leopard- und Springnatter), vier Amphibien-, 135 Vogel- und 35 Säugetierarten leben im Nationalpark Karadag. Bekannt ist unter den Bewohnern des Nationalparks auch die einzigartige Population der Fledermäuse mit Großer und Kleiner Hufeisennase, Mopsfledermaus, Alpenfledermaus, Wimperfledermaus und Weißrandfledermaus. Die mehrere tausend Tiere umfassende Kolonie der Langflügelfledermäuse fiel Wilderern zum Opfer - bis heute ein ernstes Problem für bedrohte Arten in der Ukraine.
In der Vogelwelt spiegelt sich die Vielzahl verschiedener Habitate wieder, die das Karadag prägt. An der Küste zum Schwarzen Meer kann der versierte Ornithologe Mittelmeer-Weißkopfmöwen, Krähenscharben und Kormorane beobachten. In den Steppengebieten brüten Blauracken, Bienenfresser, Wiedehopfe, Steinschmätzer, Schwarzstirnwürger, Wespenbussarde und Rotfußfalken. Zu den gleichermaßen interessanten Brutvögeln im Karadag gehören Ziegenmelker, Zwergohreulen, Chukarhühner, Alpensegler, Felsentauben, Zippammer und Nonnensteinschmätzer. Auch größere Vögel wie der Schlangenadler, Sakerfalke, Wanderfalke, sowie der majestätische Nonnengeier können im Karadag beobachtet werden.
In den Gewässern vor der Krim, die zum Karadag- Naturpark gehören, leben über 500 Wasserpflanzenarten, etwa 95 Fischarten (darunter 11 auf der roten Liste der Ukraine). Zu den spektakulärsten Erlebnissen gehört dabei die Beobachtung der hier ansässigen Großer Tümmler- Unterarten, des Gemeinen Delphins und des Gewöhnlichen Schweinswals.
Der Nationalpark Karadag an der östlichen Krimküste, der seit 1979 besteht, vereint diese Vielfalt an Pflanzen, Tieren und Gesteinsformationen und dient dem Schutz und der Erforschung dieses natürlichen Reichtums. Er erstreckt sich auf einer Fläche von fast 29 Quadratkilometer, darunter über 800 Hektar steilfelsiger Schwarzmeerküste. Hier finden sich 135 Tier- und 78 Pflanzenarten, die auf der Roten Liste der gefährdeten Arten der Ukraine stehen. Ein zentrales Anliegen des Naturparks ist die Umweltbildung, die in der Ukraine noch großes Entwicklungspotential hat.
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