Ukraine
Unterwegs im zweitgrößten Land Europas
Vom geteilten Land zurück zur Einheit
Gelegen zwischen Deutschland und Russland, geriet Polen während seiner bewegten Geschichte immer wieder zwischen die Fronten der beiden und weiterer Weltmächte. Andererseits nahm das osteuropäische Land als Königreich selber für lange Zeit eine tragende Rolle ein und brachte mächtige Herrscher hervor. Nach jahrhundertelangen Machtkämpfen ist Polen nun ein fester Bestandteil der westlich geprägten Europäischen Union mit aufstrebender Wirtschaft und einem demokratisch gewählten Parlament.
Paläolithikum: Wie Werkzeugfunde belegen, halten sich die ersten Urmenschen etwa zwischen 230.000 und 110.000 v. Chr. zumindest in Südpolen in Höhlen auf. Somit beginnt die Erschließung des Gebietes durch den Menschen später als in südlicheren oder westlichen Teilen Europas, was auf die mehrmalige Vergletscherung der Region zurückzuführen ist. Bis zum Jungpaläolithikum (circa vom 40. bis zum 9. Jahrtausend v. Chr.) vermehren sich aber die Spuren menschlichen Lebens vor allem um Krakau, aber auch rund um Mittelpolen.
Zu nennen sind etwa Funde der Micoquien-Pradnik-Kultur um 80.000 v. Chr., welche bereits Waffen für die gemeinsame Jagd auf große Säugetiere fertigen. Ab 40.000 v. Chr. taucht dann der Homo Sapiens auf dem Gebiet des heutigen Polens auf. Er ernährt sich hauptsächlich von Fleisch - etwa von Rentieren - da die vereiste Tundra oder Steppe der Region zunächst keinen Anbau anderer Lebensmittel zulässt. Dafuer werden Waffen und Werkzeuge immer ausgereifter, was beispielsweise der Fund des ältesten Bumerangs der Welt auf dem Gebiet des heutigen Sroda Slaska beweist. Zahlreiche historische Stätten können zudem zwischen Skarzysko-Kamienna und Wachock im sogenannten "Rydno-Komplex" gefunden werden.
Mesolithikum: Etwa ab 8300 v. Chr. wird es immer wärmer auf dem Gebiet des heutigen Polens, so dass menschliche Aktivitäten weiter zunehmen. Die Maglemose-Kultur und später die Komornica- und Janislawice-Kulturen entwickeln fortgeschrittene Jagd- und Fischfangmethoden, um sich an die neuen Bedingungen anzupassen, welche sich etwa durch das Entstehen von Wäldern und Feuchtgebieten entwickeln. Es werden bereits Boote, Harpunen aus Geweihen sowie Pfeil und Bogen genutzt. Frauen sammeln Wurzeln, Nüsse, Vogeleier oder Honig. Wie der Fund eines Grabes in Janislawice aus dem Jahr 5500 v. Chr. beweist, werden die Toten nun bestattet und beispielsweise mit Figuren aus Bernstein oder Pfeilspitzen beerdigt.
Neolithikum: In der Jungsteinzeit ab circa 5300 v. Chr. beginnen Ackerbau und Viehzucht in Polen, durch die Einwanderung von Menschen aus der Donau-Region sowie der Linienbandkeramischen Kultur. Diese lebt in Dörfern, die aus mehreren rechteckigen Langhäusern bestehen. Ein solches Dorf kann heutzutage etwa in Kraków-Olszanica besichtigt werden. Im Verlaufe des Neolithikums entwickelt sich diese Kultur immer weiter, betreibt Viehhandel, schmückt Gräber aufwändig mit Kupfer oder Juwelen aus und baut etwa in Wieliczka Salz ab, was vordergründig zum Konservieren von Lebensmitteln genutzt wird.
6. bis 10. Jahrhundert n. Chr.: Etwa ab dem 6. Jahrhundert n. Chr. wandern slawische Stämme nach Polen ein und bilden auf dem Gebiet Siedlungen. Einer dieser Stämme sind die "Polanen", welche mit Gnesen die erste Hauptstadt Polen gründen und sich auch auf dem Gebiet des heutigen Posen ausbreiten. Dort hat auch die erste Dynastie des Landes - die Piasten - ihren Sitz. Diese können unter Mieszko I., der um 960 gekrönt wird, weite Gebietsgewinne unter anderem bis zur Ostsee erringen. Dies gelingt auch durch die Heirat Mieszkos mit der böhmischen Herzogstochter Dobrawa und der dazu nötigen Annahme des christlichen Glaubens. Hierdurch beginnt ferner die Christianisierung Polens.
997: Danzig findet erstmals Erwähnung in den Schriften des Prußenmissionars Adalbert von Prag. Die 1361 in die Liga der Hanse aufgenommene Stadt existiert jedenfalls als Siedlung jedoch schon viel früher und dient etwa den Goten aus Südostschweden oder den Slawen als Heimat.
1002-1034: Mieszkos Sohn Boleslaw steigt zu einem der mächtigsten Herrscher in Europa auf, nachdem er nach der Thronbesteigung Heinrichs II. zunächst jahrelang gegen das Heilige Römische Reich Krieg führt, was mit dem "Frieden von Bautzen" einvernehmlich endet. Dadurch kann Boleslaw wichtige Gebiete behalten und sich mit Unterstützung Heinrichs nach Kiew aufmachen. 1025 wird er zudem zum König von Polen gekrönt. Sein Sohn Mieszko II. war lange nicht so erfolgreich und durch Familienstreitigkeiten, innere Aufstände sowie kriegerische Auseinandersetzungen gegen das Heilige Römische Reich und den Kiewer Großfürsten Jaroslaw wurde Polen immer weiter zerrüttet.
1038: Kasimir I. der Erneuerer erklärt Krakau zur Hauptstadt Polens. Auf dem Wawelhügel siedeln bereits vor vielen Jahrtausenden die ersten Urmenschen an. Die Ursprünge Krakaus werden jedoch auf das 10. Jahrhundert datiert, als die polnische Stadt erstmals schriftlich Erwähnung findet.
Durch die militärische Unterstützung von Heinrich III., der die in das geschwächte Polen eingefallenen Böhmen entmachten will, schafft es Kasimir I. zudem, verlorengegangenes Territorium zurückzuerobern. Mithilfe von Jaroslaw, dessen Schwester er heiratet, gelingt ferner unter anderem die Rückeroberung Pommerellens. Gegen Zahlung eines Tributs erhält Kasimir I. außerdem Schlesien von Böhmen zurück. Die verwüsteten Teile Polens werden von ihm wieder aufgebaut.
12. - 13. Jahrhundert: Nach einigen Machtwechseln und der Herrschaft von Boleslaw III. Schiefmund zu Beginn des 12. Jahrhunderts zerfällt Polen erneut, da dieser das Reich unter seinen zahlreichen Nachfolgern in piastische Herzogtümer aufteilt. Es kommt zu internen Machtkämpfen, das "Deutschtum" wird durch zahlreiche Einwanderer aus dem Heiligen Römischen Reich verbreitet und der "Mongolensturm" sorgt 1241 in der "Schlacht bei Liegnitz" dafür, dass Böhmen verlorengeht.
Zuvor - genauer gesagt ab 1226 - verliert Polen bereits einen Teil des nördlichen Terrains an die Deutschen Kreuzritter. Diese hatte Herzog Konrad von Masowien zuvor im Kampf gegen die heidnischen Prußen um Hilfe gerufen. Diese werden zwar bezwungen. Dafür übernehmen die Kreuzritter die Herrschaft in Nordpolen, erobern Danzig und errichten zahlreiche Burgen.
14. Jahrhundert: Ab Ende des 13. Jahrhunderts und zu Beginn des 14. Jahrhunderts bemühen sich die polnischen Adeligen um eine Wiedervereinigung des zersplitterten Reiches. Unter Kasimir dem Großen, dem letzten König der Piasten, der in den 1330er Jahren an die Macht kommt, gelingt dieses Vorhaben. Kasimir ist ein diplomatischer Regent und erkennt die Herrschaft Böhmens über Schlesien an. Da Westpolen vom Heiligen Römischen Reich bestimmt wird, unternimmt er eine Osterweiterung. Er verzichtet zudem auf das Kulmer Land und Pommerellen, erreicht dadurch aber einen Frieden mit dem Deutschen Orden.
Kasimir lässt außerdem die erste Universität Polens errichten, leitet Baumaßnahmen ein, reformiert das Militärwesen und eröffnet neue Handelswege. Nach seinem Tod im Jahre 1370 wird Polen mit dem Königshaus Ungarn verbunden, indem Ludwig von Anjou - der ungarische König - als Kasimirs Nachfolger gewählt wird.
1384: Ludwigs Tochter Hedwig wird zur Königin Polens gekürt. Durch ihre Heirat mit dem Großfürsten Jogaila von Litauen entsteht die polnisch-litauische Personalunion.
1386-1434: Unter Wladyslaw II. Jagiello - wie Jogaila jetzt heißt - kann Polen einige Gebiete zurückgewinnen und den Deutschen Orden in der "Schlacht von Tannenberg" vernichtend schlagen. Im 15. Jahrhundert steigt Polen gemeinsam mit Litauen zur Großmacht auf.
19. Februar 1473: Der Astronom und Mathematiker Nikolaus Kopernikus wird in Thorn geboren. Er revolutioniert das damalige Weltbild, indem er erkennt, dass nicht die Erde, sondern die Sonne im Zentrum unseres Planetensystems steht.
Ende 15. Jahrhundert - 16. Jahrhundert: Es folgen Angriffe der Tataren, Russen, des Deutschen Ordens oder der Osmanen, die die Expansionsversuche der Nachkommen Kasimirs IV., der auf Jagiello folgt, nicht gutheißen. Nichtsdestotrotz blüht Polen im 16. Jahrhundert auf, da die genannten Gegner entweder noch zu schwach oder in andere Machtkämpfe verwickelt sind. Der Deutsche Orden unterwirft sich zudem dem polnischen König und erhält dafür das Herzogtum Preußen als Lehen.
Unter König Sigismund I. und seinem Sohn erlebt Polen ein "Goldenes Zeitalter", in welchem Wirtschaft, Kultur und Politik florieren.
1561: Durch die "Union von Wilna" werden Livland, Kurland und Estland Polen unterstellt.
1569: Außerdem erlischt durch die "Union von Lublin" die Personalunion von Litauen und Polen. Es entsteht eine Realunion, durch die Litauen seine Eigenständigkeit verliert. Diese Entwicklung folgt dem Livländischen Krieg, in welchem Litauen schwere Schläge durch Russland erleiden muss. Zudem kann Sigismund II. keine Erben vorweisen, so dass das Bündnis zwischen Litauen und Polen zu enden droht. Es wird eine Wahlmonarchie eingeführt, die jedoch ständig wechselnde Herrscher hervorbringt.
Unter Sigismund III. gelingt aber immerhin die größte Expansion Polen der Geschichte. Das im 13. Jahrhundert erstmals erwähnte Warschau wird von Sigismund III. zudem zur Hauptstadt Polens ernannt.
17. Jahrhundert: Das 17. Jahrhundert markiert einen erneuten Wendepunkt in der polnischen Geschichte. Das Land wird von inneren politischen Streitigkeiten gebeutelt und rückt ins Visier zahlreicher Gegner wie Russland, Tataren, Ukrainer, Osmanen usw. Wurde die "Schlacht am Kahlenberg" gegen die Osmanen noch gewonnen, befindet sich Polen im 18. Jahrhundert unter russischem Einfluss.
Ende des 18. Jahrhunderts war es dann endgültig vorbei mit den "Goldenen Jahren" Polens. Dies zeichnet sich bereits ab Mitte des 17. Jahrhunderts ab, als Polen-Litauen (unfreiwillig) in mehrere Konflikte mit Russland und Schweden gerät. Durch den "Russisch-Polnischen Krieg", durch welchen Polen einen großen Teil an Fläche verliert, sowie den "Zweiten Nordischen Krieg" und den "Großen Nordischen Krieg" gegen Schweden wird der osteuropäische Staat derart geschwächt, dass er kein ernstzunehmender Bündnispartner mehr ist. Obwohl die Schweden mithilfe anderer Mächte zurückgedrängt werden können, gerät Polen in der Folge immer weiter unter russischen Einfluss.
Es kommt zu Absprachen zwischen dem Preußenkönig Friedrich II. sowie Kaiserin Katharina II. von Russland über die mögliche Aufteilung Polens. Auch über den neuen Herrscher Polens entscheidet allein Katharina und setzt den vermeintlich loyalen Stanislaw August Poniatowski ein. Dieser möchte jedoch Reformen in Polen etablieren, was Katharina zu unterbinden versucht. Um jedoch das Kräftegleichgewicht in Europa durch einen militärischen Einmarsch in Polen nicht zu gefährden - gerade auch weil Russland durch den Konflikt mit dem Osmanischen Reich immer mehr an Einfluss gewinnt - einigen sich das Zarenreich, Österreich und Preußen auf die "Erste Teilung Polens".
1772: Erste Teilung Polens - Preußen erhält das strategisch wichtige Westpreußen an der Ostsee und Friedrich II. darf sich damit "König von Preußen" nennen. Russland wird unter anderem Polnisch-Livland zugeschlagen und Österreich wird vornehmlich Galizien zugesprochen.
1793: Zweite Teilung Polens - Der "Zweiten Teilung Polens" geht die Schaffung einer polnischen Verfassung nach Maßstäben französischer Revolutionäre voraus, die am 3. Mai 1791 von der Regierung abgesegnet wird. Darin sind unter anderem Prinzipien der Volkssouveränität, eine Gewaltenteilung sowie die Schaffung einer Erbdynastie enthalten. Diese weitreichenden Veränderungen rufen Katharina II. auf den Plan, die um ihre Macht in Polen fürchtet. Sie entsendet Truppen in das aufmüpfige Land und Poniatowski muss sich unterwerfen. In der Folge kommt es zu einer weiteren Aufteilung Polens, durch die Preußen unter anderem die Stadt Danzig sowie Südpreußen erhält. Russland annektiert große Teile von Litauen, der Ukraine sowie Weißrusslands.
1795: Dritte Teilung Polens - Es kommt innerhalb Polens zu zahlreichen Aufständen gegen die Besatzungsmächte. Diese gipfeln in Auseinandersetzungen zwischen Russland, Preußen und polnischen Widerständlern unter Tadeusz Kosciuszko. Der sogenannte Kosciuszko-Aufstand wird 1794 jedoch niedergeschlagen. An einer Aufrechterhaltung Restpolens besteht nun kein Interesse mehr, so dass eine dritte Teilung stattfindet. Russland, Preußen und Österreich erhalten nun auch die letzten Gebiete Polens, so dass der Staat ab 1795 faktisch nicht mehr existiert. In den Köpfen der Einwohner bleibt das Land jedoch bestehen und es werden beispielsweise kulturelle Besonderheiten fortgesetzt. Darüber hinaus bewegen sich nationalistische Bewegungen im Untergrund. Einige der Anführer dieser Gruppen fliehen nach Paris (Frankreich gilt seit der Revolution als Verbündeter der frei denkenden Polen), um von dort aus für ein unabhängiges Polen zu kämpfen.
1807-1809: Die von Preußen und Österreich im Zuge der Teilungen Polens besetzten Gebiete Polens werden von Kaiser Napoléon zunächst durch den "Frieden von Tilsit" und 1809 nach einem missglückten Feldzug Österreichs zum "Herzogtum Warschau" zusammengefasst.
22. Februar 1810: Der Komponist Frédéric Chopin wird in Zelazowa Wola im heutigen Polen geboren. Er zählt zu den berühmtesten Pianisten weltweit.
1815: Durch die "vierte Teilung Polens", welche nach der Niederlage Napoléons auf dem Wiener Kongress beschlossen wird, entsteht anstelle des von Napoleon gegründeten Herzogtums Warschau das Königreich Polen, auch "Kongresspolen" genannt. Herrscher hierüber ist Zar Alexander I. in Personalunion. Dieser kontrolliert Polen mit starker Hand, obschon während des Wiener Kongresses beschlossen wird, dass Kongresspolen weitgehend autonom agieren soll. An diese Vorgaben hält sich Russland jedoch weitestgehend nicht und startet in den 1830er Jahren mit der "Russifizierung" Polens.
7. November 1867: Die polnisch-französische Physikerin Marie Curie wird in Warschau geboren. Sie erhält sowohl den Nobelpreis für Chemie als auch Physik für die Erforschung radioaktiver Strahlung und die Entdeckung der Elemente Radium sowie Polonium.
1870 - 1914: Nach Aufständen gegen die russische Herrschaft in den 1830er und 1860er Jahren, verstärkt das Reich seine Unterdrückungsmaßnahmen in Polen. An Schulen wird beispielsweise nur noch auf Russisch unterrichtet und auch in der Verwaltung oder Wirtschaft wird die polnische Sprache abgeschafft.
1914-1918: Da Polen während des Ersten Weltkrieges unter Russland, dem Deutschen Reich und Österreich-Ungarn aufgeteilt ist, muss eine Vielzahl von polnischen Einwohnern für eine der jeweiligen Armeen teilweise gegeneinander kämpfen. Das Gebiet des künftigen Polen (Galizien) dient darüber hinaus als Kriegsschauplatz und wird erst von der russischen und dann der deutschen sowie österreichisch-ungarischen Armee hierfür genutzt.
So kommt es zu einer großen Zahl an zivilen polnischen Opfern im Verlaufe des Zweiten Weltkrieges. Während diesem ist nie ganz klar, auf wessen Seite Polen kämpfen soll, um schließlich Unabhängigkeit oder zumindest politische Freiheit zu erreichen. So schlagen sich die Nationaldemokraten unter Roman Dmowski auf die Seite Russlands, um Gebiete wie Schlesien oder Pommern von Deutschland zurückzuerobern.
Die Sozialisten um Józef Pilsudski wählen aus taktischen Gründen jedoch das deutsche bzw. österreichisch-ungarische Lager, wodurch 1916 zunächst das sogenannte "Regentschaftskönigreich Polen" auf vormals russischem Territorium durch Wilhelm II. und Kaiser Franz Joseph ausgerufen wird. Dieses Reich besitzt jedoch weder einen Herrscher noch Staatsgrenzen. Zudem wird es von den Mittelmächten nur als Marionettenstaat angesehen. Dies bringt Pilsudski dazu, sich gegen Deutschland sowie Österreich-Ungarn zu stellen, woraufhin er gefangengenommen und nach Magdeburg gebracht wird.
11. November 1918: Der Plan des US-Präsidenten Thomas Woodrow Wilson, den er Anfang 1918 formuliert, wird am Ende desselben Jahres Wirklichkeit: Nachdem Russland bereits seit der Oktoberrevolution von 1917 nicht mehr um polnische Gebiete kämpft, die österreichisch-ungarische Armee im Oktober 1918 kollabiert und sich Deutschland im November des gleichen Jahres aus Warschau zurückzieht, deklariert der zurückgekehrte Józef Pilsudski am 11. November 1918 die Unabhängigkeit Polen und übernimmt gleichzeitig die Staatsführung. Diese Souveränität wird 1919 auch im Versailler Vertrag festgehalten.
1919-1921: Da die Grenzen des neuen polnischen Reiches nicht genau festgelegt wurden, kam es nach Erlangung der Unabhängigkeit zu unterschiedlichen Gebietskämpfen unter anderem um Oberschlesien, Litauen und Teile der Ukraine. Pilsudski besetzt daher 1919 das Gebiet um Wilna und dringt in die Ukraine vor, wodurch der Polnisch-Sowjetischen Krieg entflammt, da auch Sowjetrussland Ansprüche an letztgenanntes Gebiet anmeldet. Nachdem die Rote Armee bereits bis Warschau vorgedrungen ist, wird sie an der Weichsel von polnischen Truppen geschlagen. Der Konflikt endet mit dem "Frieden von Riga" und weiten Gebietsgewinnen für Polen.
18. Mai 1920: Karol Józef Wojtyla wird in Wadowice geboren und 1978 unter dem Namen Johannes Paul II. zum Papst ernannt. Er bleibt 26 Jahre lang das Oberhaupt der katholischen Kirche und verstirbt 2005 in der Vatikanstadt.
1922-1926: Pilsudski tritt zurück, nachdem er den Rückhalt in der Bevölkerung verloren hat. Daraufhin erlebt Polen eine Phase schwacher Regierungen, der Inflation und der Armut sowie Hungersnöte. Dies führt dazu, dass sich Pilsudski 1926 im Rahmen eines Militärputsches durchsetzen und als autoritäres Oberhaupt an die Spitze der Regierung Polens setzen kann. Fortan wird das Land von Gefolgsmännern Pilsudskis regiert, der selbst nie das Amt des Staatspräsidenten bekleidet. Er stirbt im Jahre 1935.
1939: Nachdem Außenminister Józef Beck Hitlers Offerte, Polen zu schützen, wenn es einen Korridor durch das osteuropäische Land zulässt, ablehnt, sowie Frankreich und Großbritannien Garantieerklärungen zum Schutze Polens abgeben, sieht der deutsche Führer den Nichtangriffspakt, den er noch mit Pilsudski geschlossen hatte, als hinfällig an.
Am 23. August 1939 wird der "Hitler-Stalin-Pakt" geschlossen, in welchem es unter anderem um die Aufteilung Polens geht. Am 28. August 1939 befiehlt Hitler den Überfall auf Polen, der am 1. September, nach einem von der deutschen Propaganda inszenierten "überfall auf den Sender Gleiwitz", beginnt. Gegen die Übermacht der deutschen Truppen hat die polnische Armee nur wenig entgegenzusetzen. Zudem marschiert am 17. September 1939 auch das sowjetische Militär in Polen ein, wie von Hitler und Stalin vorgesehen. Es kommt zunächst zu einer Aufteilung des Landes zwischen Deutschland und der Sowjetunion.
Der deutsche Teil Polens soll "germanisiert" werden. Eliten des Landes werden ermordet oder fliehen ins Exil. Daneben wird nahezu die gesamte jüdische Bevölkerung Polens direkt getötet oder in Konzentrationslager wie etwa Auschwitz gebracht. Allein dort sterben über eine Millionen Menschen. Insgesamt fallen etwa sechs Millionen Polen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer.
22. Juni 1941: Hitler bricht den Nichtangriffspakt mit Stalin, vertreibt die Rote Armee aus Polen und nimmt das Land komplett ein.
1943: Der Aufstand im Warschauer Ghetto wird niedergeschlagen, wodurch circa 60.000 jüdische Häftlinge ermordet werden.
1. August 1944: Später versucht ebenfalls die polnische Heimatarmee sich gegen die deutschen Besatzer durchzusetzen. Auch dieser Aufstand zeigt jedoch keinen Erfolg, da Wehrmacht und SS übermächtig sind. Warschau wird daraufhin von den Deutschen nahezu komplett zerstört.
Im gleichen Jahr wird ferner das "Polnische Komitee für nationale Befreiung" in Moskau gegründet, welches jedoch unter kommunistischer Führung steht und an die Macht kommen soll, sobald die Rote Armee Polen übernommen hat. Die Exilregierung, die sich zu diesem Zeitpunkt in London befindet, kann dieses Vorhaben nicht abwenden.
1945: Nachdem die Rote Armee ganz Polen unter ihre Kontrolle gebracht hat und Deutschland am 8. Mai 1945 vollständig kapituliert, wird zwischen den Siegermächten das sogenannte "Potsdamer Abkommen" geschlossen, durch welches sich die Grenzen in Europa merklich verschieben. Polens neue Grenze verlauft nun an der Oder-Neiße-Linie, so dass das Land nach Westen versetzt wird. Zahlreiche Polen strömen nun in die vormals von Deutschland dominierten Gebiete wie Ostpreußen, Danzig oder Pommern und vertreiben die dort lebende deutsche Bevölkerung.
In der Folgezeit gerät Polen immer mehr unter sowjetischen Einfluss. Stalin verlangt eine rasch voranschreitende Industrialisierung sowie die Kollektivierung des Eigentums. Zudem übernimmt ab 1948 die linke "Vereinigte Polnische Arbeiterpartei" die Macht. Demokratische Parteien werden verdrängt. Außerdem werden zahlreiche Polen der Kooperation mit Deutschland angeklagt und umgebracht oder deportiert. 1952 wird eine sowjetisch beeinflusste Verfassung verabschiedet. Darüber hinaus wird Polen Mitglied des "Warschauer Paktes".
1956: Im Juni - kurz nach dem Tod des Parteichefs Boleslaw Bierut - kommt es zum "Posener Aufstand" der Stahlarbeitern der Stadt, dem sich aber auch zahlreiche andere Arbeiter anschließen, um für gerechte Löhne, einen besseren Produktionsablauf und gegen die Regierung zu demonstrieren. Zudem will der Minister für Maschinenbau zuvor bewilligte Zahlungen doch nicht gewähren. Die Lage spitzt sich zu, als auf die 100.000 Demonstranten geschossen wird. Es kommt zu blutigen Auseinandersetzungen, in die das polnische Militär hineingezogen wird und schließlich unter Einsatz von Panzern und Waffen obsiegt. Es sterben insgesamt 57 Menschen.
1956-1970: Als neuer Staatschef wird Wladyslaw Gomulka eingesetzt, der zunächst viele Versprechungen macht, hiervon aber wenig einhält. Vielmehr regiert er mit autoritärer Hand, steuert die Kirche, lässt Zeitungen verbieten und verhindert nicht, dass sein Innenminister Intellektuelle verfolgen und Juden des Landes verweisen lässt. Als er 1970 dann noch radikale Preiserhöhungen für Lebensmittel etablieren will, kommt es in großen Zentren wie Danzig zu massiven Protesten, die erneut blutig beendet werden. Gomulka wird daraufhin abgesetzt. Sein Nachfolger ist Edward Gierek, unter dem sich Polen in den 1970er Jahren zwar dem Westen annähert, aber auch in eine wirtschaftliche Schieflage gerät.
7. Dezember 1970: Willy Brandt kniet vor dem Warschauer Ghetto-Ehrenmal nieder.
16. Oktober 1978: Der Pole Karol Wojtyla wird zum Papst Johannes Paul II. ernannt.
1980: Wirtschaftlich geht es Polen immer schlechter, da beispielsweise Schulden, die im Ausland gemacht wurden, nicht mehr zurückgezahlt werden können. Die Regierung beschließt daher, erneut die Preise anzuheben, was jedoch wiederum zu großen Protesten unter anderem um Warschau und in Danzig auslöst. So tritt etwa die gesamte Belegschaft der "Lenin-Werft" in Streik. Das neu gegründete Streikkomitee um den Vorsitzenden Lech Walesa stellt zudem erstmals Forderungen an die Regierung wie etwa die Einführung des Streikrechts oder die Zulassung von Gewerkschaften. Diese wurden mit der Unterzeichnung des "Danziger Abkommens" Ende August 1980 erfüllt. Zudem wird der überregionale Gewerkschaftsbund "Solidarnosc" gegründet, dem schon bald rund zehn Millionen Polen angehören, darunter auch Mitglieder der Arbeiterpartei.
Anderen Parteimitgliedern ist die Organisation jedoch ein Dorn im Auge, so dass sie sich auch unter dem Druck der Sowjets gegen sie stellen.
1981: Der neu eingesetzte Parteichef General Wojciech Jaruzelski verhängt das Kriegsrecht und lässt wichtige Gewerkschaftsmitglieder verhaften. 1986 werden diese jedoch im Rahmen einer Amnestie wieder freigelassen.
17. April 1989: Nach "Gesprächen am Runden Tisch" wird die bis dahin im Untergrund arbeitende "Solidarnosc" wieder zugelassen, da die Parteiführung merkt, dass ohne den Gewerkschaftsbund keine Reformen durchzuführen sind. Es wird ein Mehrparteiensystem eingeführt sowie freie Wahlen. Mit Tadeusz Mazowiecki sitzt ab September 1989 zudem kein Kommunist mehr an der Spitze der polnischen Regierung. Hierdurch und durch die gleichzeitig etabliert "Glasnost" und "Perestroika" Politik von Mikhail Gorbachev kommt es zum Kollaps des Kommunismus’.
1990-1995: In den ersten gänzlich freien Wahlen Polens wird Lech Walesa Präsident und die Dritte Polnische Republik entsteht. Der Pole erhält 1993 den Friedensnobelpreis.
Heutzutage ist Polen auf dem Weg zu einer wirtschaftlich anerkannten Macht. Auch während der Wirtschaftskrise steigt das Wachstum des osteuropäischen Landes noch an und wichtige Wirtschaftsbeziehungen werden vor allem zu Deutschland und Russland unterhalten. Dennoch ist in Polen nicht alles eitel Sonnenschein, denn immer noch sind Löhne bedeutend niedriger als etwa in Deutschland, wohingegen die Arbeitslosenquote höher ist. Zudem wurde 2015 die "Partei Recht und Gerechtigkeit (PiS)", welche sich rechtspopulistisch und EU-skeptisch zeigt, mit Mehrheit in den Sejm gewählt.
25. Mai 1997: Polen erhält per Volksabstimmung eine neue Verfassung.
1999: Polen tritt der NATO bei.
2004: Der Staat wird Mitglied der Europäischen Union.
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