Ukraine
Unterwegs im zweitgrößten Land Europas
Eine vielfältige Entdeckungsreise in der albanischen Hauptstadt
In der sehenswerten Hauptstadt Tirana pulsiert das stolze Herz Albaniens. Als kulturelles Zentrum des Landes ist sie Anziehungspunkt für Künstler und Kulturschaffende, die wesentlich zur Prägung der besonderen Ausstrahlung der Stadt beitragen. Kulturelle Schätze, einzigartige Sehenswürdigkeiten sowie eine lebendige und gastfreundliche Atmosphäre lassen eine Reise in diese charismatische Stadt zu einem unvergesslichen Erlebnis werden.
Das Gebiet des heutigen Tiranas wird bereits seit der Altsteinzeit besiedelt. Die ältesten erhaltenen Bauwerke stammen aus der Römerzeit. In einer Kirche finden sich Überreste einer Patriziervilla, die wohl an der Wende vom 2. zum 3. Jahrhundert n. Ch. errichtet wurde. Vermutlich diente sie als ländlicher Rückzugsort für Adlige aus Italien.
Im 6. Jahrhundert n. Ch. wurde schließlich der Grundstein für die spätere Stadt gelegt. Der oströmische Kaiser Justinian errichtete eine Festung, die wohl "Tirkan" oder "Theranda" hieß. Ihre Überreste liegen an der Rruga Murat Toptani. Aus ihrer Bezeichnung entwickelte sich wohl der heutige Name, der im einheimischen Dialekt übrigens wie "Tirona" klingt.
Auf Justinian geht auch die Festung Petrelë zurück, die über der Stadt thront. Von hier bekämpften der albanische Nationalheld Skanderbeg (Fürst Georg Katsriota) und seine Schwester Mamica die Osmanen im 15. Jahrhundert. Ein Besuch lohnt sich aber nicht nur für Geschichtsfreunde. Von hier aus lässt sich die Stadt wunderschön überblicken. Der Aufstieg zu Fuß auf dem engen steinigen Weg kann allerdings unangenehm werden. Teilweise ist es steil.
Im Mittelalter entwickelte sich Tirana zu einer dauerhaften Siedlung, die allerdings nicht sehr groß gewesen sein dürfte. Priester Marin Barleti bezeichnete sie in seiner Biographie Skanderbegs im Jahr 1510 als "kleines Dorf". Dies änderte sich erst 1614: Der islamische Lokalherrscher Sulejman Pascha Bargjini errichtete eine nach ihm benannte Moschee, eine Bäckerei und ein türkisches Bad. Er gilt damit als der Stadtgründer Tiranas. Vermutlich wählte er das Dorf aus, weil es hier bereits einen regelmäßigen Basar sowie einen Jahrmarkt gab, die beide Händler anzogen.
Bis 1920 war Tirana allerdings eine unbedeutende Stadt, die kaum einer Reise wert war. Dann wurde sie auf dem Kongress von Lushnja zur provisorischen Hauptstadt Albaniens ernannt. 1925 erfolgte die Ernennung zur endgültigen Hauptstadt. Ahmet Zogu, erst Präsident und dann König des Landes, baute sich hier einen Palast. Er machte aus Tirana damit das Zentrum des Landes. Innerhalb kürzester Zeit explodierte die Einwohnerzahl. Lebten hier zuvor nur einige Tausend Menschen, kletterte dieser Wert in den sechsstelligen Bereich. Heute leben in der Region mehr als eine Million Menschen.
1944 begann die kommunistische Diktatur des Landes, die bis 1991 dauern sollte. Tirana blieb dabei das Zentrum, hatte Enver Hoxha doch hier die Partei aufgebaut. Er isolierte das Land weitgehend von der Außenwelt. Zahlreiche sozialistische Bauten entstanden in dieser Zeit, die das Stadtbild bis zum heutigen Tag prägen.
Um Platz für diese "Projekte" zu schaffen, wurden in den 1960er und 1980er Jahren bedauerlicherweise zahlreiche historische Bauten abgerissen. Bis heute wirkt das Antlitz der Stadt seltsam uneinheitlich. Die beeindruckendsten Spuren der kommunistischen Zeit bietet der Stadtbezirk Blloku. Hier lebte in der Diktatur die Elite (so auch Hoxha). Das einfache Volk hatte keinen Zutritt. Heute sind hier viele ausgezeichnete Cafés und Bars zu finden, durch die sich der Ausflug auch kulinarisch lohnt.
Die Diktatur stürzte am 20. Februar 1991. Die Statue von Enver Hoxha auf dem Skanderbeg-Platz (dem Herzen der Stadt) wurde symbolisch zu Fall gebracht. Die Zeit der Demokratisierung begann. Seit der Jahrtausendwende boomt Tirana. Die vormals vor allem islamisch geprägte Stadt entwickelte sich zu einem multikulturellen Schmelztiegel.
Anfang April kann es in Albanien für einige Tage zu einem kurzen Kälteeinbruch kommen. Die Einheimischen erzählen von einer Legende der Winterhexen, die sich vor langer Zeit in der Umgebung von Tirana zugetragen haben soll. Als der Winter sich verabschiedet hatte, stiegen einige ältere Frauen auf einen nahen Berg. Sie verabschiedeten den Winter übermütig und forderten ihn auf, endlich in die Hölle zu verschwinden. Dies hörte der Winter und er ärgerte sich über den mangelnden Respekt. Er nahm einige kalte Tage des Februars und legte sie in den April, damit die Frauen erfroren und seither sind die übermütigen Frauen als Winterhexen bekannt. Ihr Tod soll eine Warnung an alle Menschen sein, damit sie die Achtung vor dem Winter behalten und ihn als mächtige Kraft respektieren.
Diese Sage ist ein gutes Beispiel für die tiefe Verbundenheit der Einheimischen mit den Mythen und Legenden ihrer Vorfahren. Bis in die heutige Zeit ist die Gestalt der Ora ein lebendiger Mythos. Nach der Legende ist sie ein formloses Wesen und kann jederzeit menschliche Gestalt annehmen. Ähnlich wie ein Schutzengel kann eine Ora Menschen beschützen. Es existieren jedoch ebenfalls Geschichten, in denen sie großen Schaden anrichten. Historiker vermuten, dass die Ursprünge der Legenden um die Ora bis in die heidnische Zeit der Illyrer reichen.
Für die meisten Touristen beginnt die Entdeckung Tiranas auf dem Skanderbeg-Platz (Sheshi Skënderbej). In Albanien führen nicht alle Wege nach Rom, denn sie treffen sich im Zentrum des weitläufigen Platzes im Herzen von Tirana. Hier versammeln sich die Wahrzeichen der Stadt und laden Besucher zu einer erlebnisreichen Erkundung ein. Der Platz wurde nach dem albanischen Nationalhelden Skanderbeg benannt. Besonders sehenswert ist die Et’hem-Bey-Moschee (Xhamia e Et’hem Beut), deren Bau im Jahr 1821 vollendet wurde. Sie ist das älteste Gebäude des Platzes und wurde im Gegensatz zu zahlreichen Moscheen, Klöstern und Kirchen des Landes während der sozialistischen Umgestaltungswut unter Diktator Enver Hoxha nicht zerstört. Außerhalb der Gebetszeiten kann die Moschee besichtigt werden und gegen Eintritt ist sogar die Besichtigung des Minaretts möglich.
In unmittelbarer Nachbarschaft steht der in den 1820er Jahren erbaute Uhrturm. Er ist in der Nacht hell erleuchtet und von seiner Spitze bietet sich ein atemberaubender Blick über die albanische Hauptstadt. Als interessanter Kontrast zu den historischen Sehenswürdigkeiten erweisen sich die Gebäude aus den 1930er Jahren. Sie beherbergen unterschiedliche Ministerien und sind insbesondere aus baugeschichtlicher Sicht sehr sehenswert. Als Gründer der Stadt gilt Sulejman Pascha Bargjini. Er stiftete 1614 neben einem Hamam und einer Bäckerei auch die Alte Moschee. Sie stand ursprünglich in der Nähe der Et’hem-Bey-Moschee, wurde im 2. Weltkrieg jedoch leider zerstört. Hier befand sich ursprünglich auch das Grabmal des Stadtgründers. Zum Gedenken befindet sich an diesem Ort heute eine Statue zu Ehren von Bargjini. Seit 2012 wird sie vom TID-Tower überragt, der mit rund 85 m das höchste Gebäude Albaniens ist.
Das kulturelle Zentrum von Albanien befindet sich ohne Zweifel im Kulturpalast von Tirana. Der schnörkellose Gebäudekomplex aus den 1960er Jahren beherbergt das Opernhaus (Teatri i Operas dhe Baletit) sowie die Nationalbibliothek (Biblioteka Kombëtare e Shqipërisë). Eines der beliebtesten Fotomotive von Tirana ist das 1968 eingeweihte Skanderberg-Denkmal des Künstlers Odhise Paskali. Als einer der bekanntesten Bildhauer Albaniens schuf Paskali etwa 600 Skulpturen und war von 1957 bis 1961 Direktor der Nationalgalerie Galeria e Arteve Figurative in Tirana. Die staatliche Kunstgalerie wurde 1946 von albanischen Künstlern gegründet und vom albanischen Ministerrat 1992 in Galeria Kombëtare e Arteve umbenannt. Sie beherbergt eine sehenswerte Kunstsammlung mit mehr als 4.100 Werken nationaler und internationaler Künstler aus mehreren Jahrhunderten.
Literaturfreunde sollten das Hotel Dajti besuchen. Es liegt zwischen der Pyramide und der nationalen Kunstgalerie. Es ist zu Fuß nicht sofort zu erkennen, da einige Pinien es verbergen. Das Hotel ist Schauplatz des Romans "Der General der toten Armee" des bekannten albanischen Schriftstellers Ismail Kadare, der nach einer wahren Begebenheit geschrieben wurde. Mehr soll hier nicht vorweggenommen werden.
In der Stadt warten auch neben dem Obstmarkt noch mehrere andere Märkte als Geheimtipp für jeden, der in Tirana ein authentisches Einkaufserlebnis machten möchte, auf seine Besucher. Die Nationalbibliothek ist für Personen mit Zeit zu empfehlen. Sie besitzt mehr als eine Million Bücher. Viele der Werke sind sehr alt. Sie stammen von überall aus Europa.
Kunst und Kultur spielen in Tirana eine große Rolle, wie die Vielzahl der Museen zeigt. Dazu gehören beispielsweise das Archäologische Nationalmuseum, BUNK’ART und das Mezuraj-Museum. Das größte Museum Albaniens ist das Historische Nationalmuseum (Muzeu Historik Kombëtar) im Nordwesten des Skanderberg-Platzes. An der Hauptfassade begrüßt ein großes Mosaik (Shqipëria) die Besucher. Das Museum beherbergt mehr als 4.700 Artefakte aus unterschiedlichen Epochen. Die Zeitspanne reicht von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. Thematisiert werden auch der Antifaschismus sowie der Massenmord unter kommunistischer Herrschaft. In einem ehemaligen Parlamentsgebäude befindet sich seit 1962 das Nationale Kindertheater (Teatri Kombëtar Shqiptar i Fëmijëve), in dem jährlich etwa 500 Vorstellungen stattfinden.
Im Viertel Ish-Blloku lockern bunte Farben die Tristesse der Plattenbauten auf. Die Farbgestaltung findet sich auch an anderen Gebäuden in Tirana wieder und geht auf eine Initiative des Künstlers und ehemaligen Bürgermeisters Edi Rama zurück. Er brachte Farbe in das einheitliche Grau und veranlasste, dass zahlreiche Gebäude in knalligen Farben gestaltet wurden. Das Viertel Ish-Blloku hat sich in den vergangenen Jahren zu einem beliebten Treffpunkt mit angesagten Bars, Cafés und regem Nachtleben entwickelt. Ohnehin herrscht in der gesamten Stadt eine lebhafte, dynamische und frische Atmosphäre.
Etwas ruhiger geht es im Nationalpark Dajti zu, der sich östlich der albanischen Hauptstadt befindet. Er umfasst ein Gebiet von etwa 29.216 Hektar und gilt als grüne Oase mit reicher Flora und Fauna, die zu Wanderungen in die idyllische Natur einlädt. Der Gipfel des ca. 1.600 m hohen Dajti-Berges ist militärisches Sperrgebiet. Mit der Seilbahn können Besucher jedoch die Fusha e Dajtit, erreichen, die den Beinamen Balkon von Tirana trägt. Von dort bietet sich bei idealen Witterungsbedingungen sogar ein Blick bis zum Mittelmeer.
Die albanische Hauptstadt Tirana ist ein interessantes Reiseziel im Herzen Albaniens und eignet sich hervorragend als Ausgangspunkt für eine Entdeckungsreise in das facettenreiche Land. Sehenswert sind Städte wie Shkodra im Norden oder die Museumsstadt Berat im Süden sowie die Burgen Petrela und Preza. Für Wanderfreunde ist eine Wanderung zur Pëllumbas-Höhle unbedingt empfehlenswert, die neben Stalaktiten und Stalagmiten auch zahlreiche Fledermäuse beherbergt. Ein unvergessliches Erlebnis!
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