Rumänien
Zwischen Karpaten und Donaudelta
Städte & Regionen
Die überall auftauchenden Wandgemälde, mit denen junge rumänische Künstler zum Nachdenken anregen, prägen das Erlebnis einer Reise nach Bukarest ähnlich stark, wie die monumentalen Steinbauten der Hauptstadt. Hier steht mit dem Parlamentspalast das größte Gebäude Europas. Mit unseren Informationen fällt es leicht, die facettenreiche rumänische Hauptstadt und deren Bewohner kennenzulernen.
Glaubt man der Sage, so hat der Hirte Bucur die Stadt Bukarest gegründet. Aus Siebenbürgen trat er die Reise an, um gute Weideplätze für seine Schafe zu suchen. In der Walachei, der südlichsten Region Rumäniens, fand er die gesuchten reichen, grünen Weiden an einem Flussufer. Hier ließ er sich nieder und gründete den Ort, der später Bukarest heißt. Den Fluss nannte er nach seiner geliebten Frau Dambovita.
Der rumänische Name der Stadt Bucuresti hat für seine Bewohner noch eine weitere Bedeutung. Zusammengesetzt aus den Teilen "bucur esti" bedeutet er "Du bist glücklich". Diese Stimmung trifft das Lebensgefühl in der Stadt recht gut.
Fundstücke aus der Altsteinzeit zeigen, dass die Umgebung, wo heute Bukarest liegt, schon vor Jahrtausenden besiedelt war. Seit dem 5. Jahrhundert vor Christi siedelten hier mit den Geten und Daker frühe indogermanische Völker. Eine städtische Entwicklung setzte jedoch erst im 13. Jahrhundert ein.
Die erste urkundliche Erwähnung von Bukarest stammt aus dem Jahr 1459. Das Dokument ist von Vlad Tepes gezeichnet, der den Beinamen Draculea "Sohn des Drachen" trug. Bukarest lag inmitten der Ausbreitung des osmanischen Volkes und litt und profitierte abwechselnd darunter, bis es sich 1659 endgültig als Landeshauptstadt der Walachai etablierte.
1866 zog Carol I. als Fürst in Bukarest ein, wo er später zum König gekrönt wurde. Er brachte eine Vorliebe für französische Architektur mit, die der Stadt den Titel "Paris des Ostens" einbrachte. 1947 endet die Monarchie und eine Phase der sozialistischen Stadtentwicklung begann. Das ein Erdbeben 1977 viele Gebäude zerstörte, sah der damalige Staatspräsident Nicolae Ceausescu als Gelegenheit. Er begann seinen monumentalen Machtbau, den Parlamentspalast zu planen. Mit der Wende 1989 begann ein neuerlicher Bauboom, der viel zur variantenreichen Architektur in Bukarest beiträgt.
Erleben Sie auf einer Bukarest Städtereise eine einzigartige Mischung aus Orient und Okzident.
Zusammen mit den Römern kamen schon im ersten und zweiten Jahrhundert Legionäre aus Judäa in die Walachai. Nach der Gründung von Bukarest kamen mit den Händlern auf ihrer Reise erneut viele Menschen jüdischer Abstammung in die Stadt. Viele entschieden sich, zu bleiben. In 1859 bemühte sich die große jüdische Minderheit um die verfassungsmäßige Gleichstellung, doch das Anliegen scheiterte. Mit dem Chibbat Zion entstand 1881 die weltweit erste zionistische Organisation.
Das Staatliche Jüdische Theater Bukarest, 1941 als Barascheum gegründet, ist eines der ältesten Theater der Welt, das sich ausschließlich jüdischen Themen widmet. Die Vorstellungen finden überwiegend auf Jiddisch statt. Die jüdisch-rumänische Künstlerszene hat viele bekannte Kunstschaffende hervorgebracht, darunter Tristan Tzara, den Mitbegründer des Dadaismus. Auch Art Garfunkel vom Duo Simon & Garfunkel stammt von jüdisch-rumänischen Vorfahren ab. Heute machen die etwa 4.000 in Bukarest lebenden Juden die größte Minderheit in Bukarest aus.
Michael Cretu (1957 - ) - Cretu ist in Bukarest geboren und heute einer der erfolgreichsten Musikproduzenten der Gegenwart. Neben seinen eigenen Werken produziert er unter anderem die Musik von Enigma, Sandra und Peter Cornelius.
Paul Neagu (1938 - 2004)- Bildhauer, Zeichner und Performance Artist, der für seine abstrakten, Bewegung ausdrückenden Formen bekannt wurde. Er arbeitete mit vielen internationalen Künstlern, unter anderem mit einem aufstrebenden Joseph Beuys zusammen. Anish Kapoor zählt zu seinen bekanntesten Schülern.
Eugen Ionesco (1912 - 1994) - Der bedeutende französische Dramatiker rumänischer Herkunft war ein führender Vertreter des absurden Theaters. Seine prägenden Jahre hat er bei seinem Vater in Bukarest verbracht.
Mircea Eliade (1907 - 1986) - Rumänischer Philosoph, der religiöse Phänomene zu begreifen und beschreiben suchte. Er verfasste die erste wissenschaftliche Untersuchung über Yoga in einer westlichen Sprache.
Nicolae Paulescu (1869 - 1931) - Der Arzt und Wissenschaftler entdeckte 1921 das Insulin. Er studierte Medizin in Paris, doch lebte, forschte und starb in Bukarest.
Fürst Vlad III. Draculea (1431 - 1476) - Zeichnete die erste erhaltene Urkunde, in der Bukarest namentlich erwähnt ist. Er ist das historische Vorbild für die Romanfigur Dracula von Bram Stoker.
Die rumänische Hauptstadt bietet atemberaubende Bauwerke und vielschichtige Kunstwerke, die eine facettenreiche Bukarest Städtereise in die Geschichte der Stadt erlauben. Ganz vorne steht dabei der Parlamentspalast. Dieser Monumentalbau ist das flächenmäßig größte Gebäude in Europa. Für den Bau wurden rund 40.000 Wohnungen, 15 Kirchen und Synagogen, sowie ein gutes Fünftel der historischen Innenstadt abgerissen. Vor diesem Hintergrund ist es verständlich, das die Rumänen das von Ceausescu beauftragte, doch von ihm selbst nie genutzte Gebäude mit ebenso viel Trauer wie Stolz ansehen.
Das Schloss Cotroceni im gleichnamigen Stadtteil wurde 1888 für König Carol I. im französischen Stil errichtet. Vom gleichen französischen Architekten, Paul Gottereau wurden auch zahlreiche Gebäude entlang der Siegesstraße Calea Victoriei ausgeführt. Hier ist der romantische Charme des "Paris im Osten" noch deutlich zu spüren, auch wenn viele der aus dieser Zeit stammenden Gebäude dem Krieg zum Opfer fielen.
Im Herestrau Park im Norden der Stadt liegt das Dorfmuseum. Dieses einzigartige Freilichtmuseum erlaubt die Zeit-Reise in die Vergangenheit der umliegenden Fürstentümer. Die regionalen Unterschiede in der Bauweise aus Transsilvanien, der Moldau und der Walachai sind in den originalgetreu nachgebauten Holz- und Steinhütten gut erkennbar. Der umliegende Park lädt zu langen Spaziergängen in dieser idyllischen Umgebung ein.
Die bekannteste Ballade Rumäniens handelt von dem Schäfchen Miorita, das seinen Hirten vor seiner bevorstehenden Ermordung warnt. Sein dringendster Wunsch ist es, in der Nähe seiner Herde begraben zu werden. Der Inhalt dieser Ballade ist in feinen Mosaiken auf dem Miorita Brunnen verewigt, der mitten auf einer Verkehrsinsel liegt. Wer den Brunnen besichtigen möchte, dem sei die Steinbank verraten, die den Blick auf den ganzen Brunnen freigibt. Die Bank liegt auf der Straßenseite, die in Richtung Innenstadt führt.
In der Törzburg, die auch als Schloss Bran bekannt ist, sind zahlreiche Besitzstücke der Familie Habsburg ausgestellt. Ein Besuch des Gebäudes macht deutlich, warum dieses Schloss Bram Stroker als Inspiration für den Wohnort seiner Romanfigur Dracula diente. Der imposante Anblick hilft darüber hinweg, dass der historische Fürst Vlad III. Draculea in der wechselvollen Eigentümerliste des Schlosses nicht vorkommt.
Inmitten des Snagov-Sees liegt eine kleine Klosterkirche, die schon von außen mit ihren aus Ziegeln gemauerten Säulen zu begeistern weiß. Im Inneren heischen die aufwendig gestalteten Wandportraits und üppige Goldverzierungen um die Aufmerksamkeit der Besucher. Einer Legende nach soll Fürst Vlad III. Draculea hier seine letzte Ruhestätte gefunden haben, doch bei der Öffnung des Grabes im Jahr 1931 war dieses leer.
Wer bei seinen Besuchen der Stavropoleos- und der Kretzulescu-Kirche den Brancoveanu-Baustil mit seinen verdrehten Säulen und hohen Spitzbogenfenstern lieben gelernt hat, dem sei die Reise zum Schloss Mogosoaia ans Herz gelegt. Das Schloss der walachische Fürst Constantin Brancoveanu, der den gleichnamigen Baustil geprägt hat, als seinen eigenen Wohnsitz gebaut.
Auf eine ganz andere Art begeistert das geologisches und botanisches Schutzgebiet Berca. Aus etwa 3.000 Metern Tiefe kommend steigen hier Gase aus dem Erdinneren auf. Sie bringen salz- und schwefelhaltigen Schlamm an die Oberfläche und bilden Schlammvulkane von wenigen Metern Durchmesser. Dieses wüstenartige Gebiet steht seit 1924 unter Naturschutz und wirkt wie eine karge Mondlandschaft ohne jegliche Vegetation.
Wer Bukarest auf seiner Reise so kennenlernen möchte, wie es die Bewohner erleben, dem seien vor allem die "Terase" empfohlen. In schier unerschöpflicher Zahl verleiten diese Biergärten die Bukarester zur abendlichen Entspannung bei einem Glas Bier, Wein oder Limonade. Hier werden Kontakte geknüpft, gefeiert und viel gelacht.
Je nach Jahreszeit lockt der Cicmigu-Park als grüne Oase inmitten der Stadt Bewohner und Reisende gleichermaßen an. Auf dem darin befindlichen See ist es herrlich Kanu zu fahren und im Winter Schlittschuh zu laufen. Am Ufer verleiten Bänke dazu, noch ein bisschen länger zu verweilen.
Üppige Verzierungen im Zuckerbäckerstil wechseln sich in Bukarest mit überdimensionierten Machtbauten ab. Dazu kommen eine Liebe für das Theater, Musik und haushohe Wandbilder. Ein Spaziergang durch die wechselvolle Landschaft der Stadt bietet tiefe Einblicke in die rumänische Seele.
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