Ukraine
Unterwegs im zweitgrößten Land Europas
Deutsche Siedler im Osten
Das Buchenland, die Bukowina, war die östlichste Provinz der ehemaligen Österreich-ungarischen Monarchie. Im Jahr 1775 begannen die österreichischen Behörden einen groß angelegten Einwanderungsplan auszuarbeiten. Zu der rumänischen Urbevölkerung der Nord- und Südbukowina gesellten sich nach einiger Zeit zahlreiche Siedlergruppen verschiedener Nationalitäten. Neben den deutschsprachigen Bergleuten, Bauern, Handwerkern und Beamten aus Siebenbürgen, der Slowakei, Böhmen und Galizien waren auch Siedler aus Deutschland unter den Neuen dabei. Sie kamen vorwiegend aus der Rhein-Main-Gegend, aus Baden-Württemberg und Franken. Zu der Multinationalität in der Bevölkerung trugen die hinzukommenden Juden, Ungarn, Polen, Armenier, Tataren, Bulgaren und Zigeuner bei.
Die ersten Buchenlanddeutschen kamen unter Kaiserin Maria Theresia ins Land. Hauptsächlich waren es Beamte der Zivil- und Militärbehörden, die als Angestellte der österreichischen Verwaltungsorgane ins Land gebracht wurden und sich in den meisten Fällen auch ansiedelten. Nach und nach wurden Handwerker und Gewerbetreibende ins Land gerufen. Ihnen wurden Erleichterungen wie zum Beispiel Steuer-und Militärfreiheit zugesprochen. Diese Gruppe ließ sich vornehmlich in Städten nieder. Aber auch die Landbevölkerung sollte deutsche Unterstützung erhalten, so wurde der Vorschlag unterbreitet, ebenfalls deutsche Arbeiter und Bauern ins Land zu bringen. Diese Einwanderer kamen aus der Zipser Region der heutigen Slowakei, aus Baden-Württemberg und ebenfalls aus der Rhein-Main-Gegend. Zwischen 1780 und 1781 wurden im Süden des Landes Bodenschätze wie Manganerz, Kupfererz und Eisenerz entdeckt. Daraufhin begann man deutsche Bergleute anzuwerben. Daraus entstand unter anderem im Jahr 1784 die Siedlung Eisenthal (bei Bistritz) am Eisenbach. Damit begann die Industrialisierung eines Gebietes, welches bisher hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt war.
Die erste Einwanderungswelle erfolgte im Jahre 1793. Eine der ersten Siedlungen, die gegründet wurde, war Fürstenthal. Dort ließen sich vor allem Glasmacher und Holzhauer nieder. Die Glashütten der Bukowina brachten leider nicht den erhofften Erfolg, so dass die Arbeiter als Handwerker und Kleinbauern wirtschaften mussten. Dank einer kaiserlichen Anordnung kamen im Jahr 1816 die langerwarteten Bauern und tüchtigen Handwerker ins Land. Dem Werberuf folgten drei große Volksgruppen: die Südwestdeutschen "Schwaben" siedelten im Osten, die Zipser setzten sich im gebirgigen Südwesten fest und die Deutsch-Böhmen siedelten sich als Glas- und Waldarbeiter am Karpatenrand, sowie später als Bauern in den mittleren und südlichen Gebietes der Bukowina an.
Aber erst in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts kann von einem Zustrom der deutschen Bevölkerung in das Buchenland gesprochen werden. Oftmals handelt es sich um arme und kinderreiche Familien. So entstand im Jahre 1835, nach einigen Jahren des Wartens und Leidens, die erste deutsche Bauernkolonie Bori (Boureni bei Gura Humorului). Im selben Jahr wurde entlang der wichtigen Kaiserstraße eine zweite Ansiedlung mit dem Namen Lichtenberg errichtet. Unter dem Einfluss der deutschen Landwirte entwickelte sich in der Bukowina ein ordentlicher Ackerbau. Die wilden Urwälder verwandelten sich nach einiger Zeit in üppige Wiesen sowie Weizen-, Korn-, und Kartoffelfelder. Aber auch im Bereich der Bildung hinterließen die Deutschen ihre Spuren. So entstanden in dieser Zeit zahlreiche Volksschulen.
Eine weitere wichtige Stadt ist Radautz (Radauti). Sie wurde 1392 erstmals urkundlich erwähnt. Im Jahr 1775 wurde Radautz wie das gesamte umliegende Gebiet Teil der Habsburgermonarchie. Schon bald ließen sich zahlreiche deutsche Kolonisten nieder, denn die Stadt wurde zur Bezirksstadt ernannt. Es siedelten sich sogar so viele Deutsche an, dass die deutsche Sprache zur Hauptsprache wurde. Neben den Bukowinadeutschen, waren es vor allem deutschsprachigen Juden die der Stadt einen kulturellen Aufschwung bescherten.
Die Bukowina zeichnete sich bis in das 20. Jahrhundert durch eine große religiöse und nationale Toleranz aus. Dort lebten vereint und friedlich viele verschiedene Nationalitäten. Zu den Deutschen gesellten sich Juden, Rumänen, Ruthenen, Ungarn, Polen, Roma, Armenier, Huzulen und Lipowaner. Die Deutschen und Juden stellten lange Zeit die kulturelle Elite dar, dennoch war keine dominante Nationalität zu erkennen. Rumänisch, Ruthenisch und Deutsch wurden unterrichtet und auch die Behörden waren dreisprachig besetzt. Vor allem die Hauptstadt der Bukowina Czernowitz orientierte sich an der nicht weit entfernten Stadt Wien. Man erbaute früh eine Straßenbahn, richtete elektrische Beleuchtung ein und ein Theater entstand. Bereits im Jahr 1875 kam es zur Gründung der Franz-Josefs-Universität.
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