Ukraine
Unterwegs im zweitgrößten Land Europas
Vielfalt und Tradition
So bunt und vielfältig wie seine Bewohner ist in Moldawien auch das religiöse Leben. Tradition und Moderne liegen im Ausleben der Religionen oft dicht beieinander. Reisende können die Religionen des Landes bei einer Rundreise zwischen Klöstern und prunkvollen Kirchen und rund um die religiösen Feiertage kennenlernen. In Chisinau, der weltoffenen Hauptstadt Moldawiens, laufen alle Ethnien und Religionen zusammen. Eine Reise durch die religiösen Bräuche des Landes beginnt am besten in dieser ehemaligen Klosterstadt mit ihren zahlreichen Kathedralen.
Religionen haben sich in Moldawien immer in Verbindung mit der jeweiligen politischen Situation entwickelt. Christen und Juden dominierten mit ihren Traditionen ursprünglich die Kultur des Landes. Nach zahlreichen Wellen der Judenverfolgung und dem Holocaust ist das jüdische Leben in Moldawien nur noch am Rande vertreten. Dennoch leben Angehörige zahlreicher Religionen in Moldawien gleichberechtigt zusammen. Eine Religionsfreiheit wird durch den Staat garantiert.
Im Jahr 2005 waren rund 93% der Bevölkerung in Moldawien Angehörige einer der orthodox christlichen Ost-Kirchen, also der Moldawischen, Bessarabischen oder Russischen Orthodoxie. Römische Katholiken, Protestanten, Baptisten und Lutheraner machen neben einer großen Anzahl an evangelischen Freikirchen weitere 5% der Bevölkerung aus.
Juden stellen in Moldawien mittlerweile weniger als 1% der Bevölkerung, auch wenn ihre Traditionen tief in der Geschichte des Landes verwurzelt sind. Rund 31.000 Juden und messianische Juden leben heute noch im Land, davon die überwiegende Mehrheit in der Hauptstadt Chisinau.
Etwa 1% der Moldawier gilt als nichtreligiös. Allerdings ist auch ihr Alltag oft durch die christlichen Traditionen und Feiertage Moldawiens mitbestimmt. Auch kleinere religiöse Gruppen wie die Mormonen, Bahai und Hare Krishna Anhänger üben ihre Religion frei aus. Der Islam spielt in Moldawien, mit rund 17.000 Anhängern nach Aussage des Islamverbandes Moldawien, ebenfalls nur eine untergeordnete Rolle.
Von allen Religionen dominiert eine Vielfalt christlicher Strömungen das Leben in Moldawien. Es zeigt sich hier in all seinen Facetten und Ausprägungen. Viele der verschiedenen Gruppen der Christen in Moldawien konnten nur dort in ihren Bräuchen voll entfalten und sind in Deutschland nahezu unbekannt. Unter den orthodoxen Religionen gehört der Großteil der Moldawier der Moldauisch-Orthodoxen Kirche an. Sie untersteht dem Moskauer Patriarchat, also der russischen Orthodoxie.
Ihre Hauptkirche, ein wunderschönes Bauwerk, welches von 1830 bis 1836 erbaut wurde, ist die Kathedrale der Geburt des Herrn in Chisinau. Sie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg und zuletzt in den 1990er-Jahren restauriert. Der Innenraum der Kathedrale ist aufwändig und prunkvoll gestaltet. Ebenfalls in Chisinau befindet sich die Kathedrale des großen Märtyrer Teodor Tiron, auch Ciuflea Kloster genannt. Der wunderschöne, azurblaue Bau mit den charakteristischen saphirfarbenen Zwiebeltürmen, gehört auch zur Moldawischen Orthodoxie.
Das Noul Neamt Kloster in Transnistrien lebt die Tradition der Rumänischen Orthodoxie. Allerdings wurden in ganz Moldawien über die letzten Jahrzehnte kirchliche Texte in die Amtssprache Rumänisch übersetzt, so dass sich die orthodoxen Kirchen lediglich in ihren Mess- und Festtagstraditionen unterscheiden.
Das Hancu Kloster in Hincesti, ein Frauenkonvent rund 55 Kilometer westlich von Chisinau gelegen, beeindruckt durch seine im russisch-byzantinischen Stil erbaute Steinkirche. Das Kloster kann per Führung besucht werden.
Eines der ältesten Kloster des Landes ist das Capriana Kloster nördlich von Chisinau bei Straseni. Es wurde 1429 in Betrieb genommen und war lange Sitz des Moldauer Bischofs. 1545, 1840 und 1903 wurde es je um eine seiner Kirchen ergänzt. Das Capriana Kloster liegt außerdem nahe der einzigartigen Naturreservate Capriana-Scoreni und Codrii, die Naturfreunde zu einem Besuch einladen. Die Eiche Stefan des Großen in der Nähe des Klosters soll der Legende nach seit über 600 Jahren allen historischen Wendungen widerstehen. Sie kann auch heute noch besichtigt werden.
Zu den landschaftlich eindrucksvollsten orthodoxen Klöstern gehört auch das Felsenkloster in Orheiul Vechi, welches im 17. Jahrhundert von Einsiedlermönchen in Felsenhöhlen, hoch über dem Fluß Răut gegründet und bis heute unterhalten wird.
Neben den großen orthodoxen Kirchen leben auch viele kleinere Volks- und Religionsgruppen ihre Religionen in Moldawien aus.
Eine davon sind die Gagausen. Sie kamen aus der Türkei, Rumänien und Griechenland bereits um 1750 nach Bessarabien, einer historischen Landschaft Südeuropas, die zu Teilen auch auf dem Gebiet der heutigen Republik Moldau liegt.
Unter sowjetischer Herrschaft wurden die Gagausen mit Bulgaren kollektiviert und übernahmen viele Bräuche bulgarischer Christen in ihr Leben. Rund 147.000 Gagausen mit eigener Tradition und Sprache leben heute überwiegend im südlichen Teil Moldawiens. Die Christen unter den Gagausen begehen die Osterzeit mit einem vierzigtägigen Ritus, bei dem sie sich statt von Milch, Fleisch und Eiern ausschließlich von Linsengerichten ernähren, werden zwei Messen gehalten. Die zweite Messe findet auf Friedhöfen statt, mit ihr werden die Toten geehrt.
Auch die Altorthodoxen oder Altgläubigen sind in der moldawischen Region relativ stark vertreten. Sie spalteten sich 1652 von den orthodoxen Christen ab, als sie den Reformen des Patriarchen Nikon nicht folgten. In ihrer Geschichte wurden die altorthodoxen Gruppen immer wieder verfolgt oder zwangskonfessioniert durch die neue Orthodoxie. Erst 1971 hob das Patriarchat Moskau den Bann der Gruppen auf.
Auf moldawischem Gebiet leben hauptsächlich Angehörige der russisch orthodoxen altritualistischen Kirche. Altorthodoxe Christen verwenden etwa die Lestowa statt des Rosenkranzes, prozessieren im Uhrzeigersinn und verwenden eine abweichende Schreibweise des Wortes Jesus in der russischen Sprache.
In ganz Moldawien werden Ostern und Weihnachten von allen Christen sehr festlich begangen. Durch die verschiedenen Orthodoxien dauern die Festtage je nach Ethnie und Religionszugehörigkeit für viele Moldawier verschieden lang an.
Weihnachten findet, gemäß der drei großen Orthodoxien, dreifach statt im Zeitraum vom 24. Dezember bis zum 4ten Januar. Ein Brauch, den alle Christen begehen ist das Weihnachtssingen, bei dem Kinder und Erwachsene singend von Tür zu Tür gehen und sich mit kleinen Geschenken zur Weihnachtszeit gratulieren. Kirchenbesuche und Festmessen zu allen orthodoxen Feiertagen gehören ebenso zur Kultur wie der Osterkuchen und das Bemalen von Eiern.
Zu Ostern wird stets der beste Wein aufgetischt, den sich die Moldawier leisten können. Paraden und Prozessionen gehören zu den Feiertagen ebenso zum Stadtbild. Meist werden dabei prachtvolle Trachten getragen.
In der Sowjetära wurde die die Ausübung von Religionen untersagt. Während der NS-Zeit wurden Juden und Angehörige kleinerer Volksgruppen ihrer Religionen wegen zu Hunderttausenden ermordet. Trotz dieser Geschichte und den vielen Eroberungen über die Jahrhunderte hat in Moldawien eine lebendige Religionskultur überlebt. Die Religionen hier werden mit viel Freude zur Tradition gelebt und sind ein wichtiger Teil des täglichen Lebens.
Diese Vielfalt seiner Religionen macht Moldawien zu einem kulturell attraktiven Reiseziel. Wegen der tollen Fotomotive, die alte und neue Kathedralen, Klöster und religiöse Feste bieten, können interessierte Touristen hier auch einen Einblick in den Alltag kleinerer Religionsgemeinschaften gewinnen. Eine Reise zu den schönsten Gotteshäusern des Landes ist stets auch mit Fahrten durch die malerisch grüne Landschaft Moldawiens verbunden. Seine religiöse Vielfalt macht das Land noch liebenswerter.
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