Estland
Eldorado für Kulturfans und Naturliebhaber
Eingeschlossen von Estland im Norden und Litauen im Süden zog auch das Gebiet des heutigen Lettlands schnell das Interesse der umliegenden Staaten auf sich. Auch der Deutsche Orden fiel im Verlauf der Geschichte in dem baltischen Staat ein, welcher damals noch zu Livland gehörte - ein Gebiet im Norden Europas, zu welchem auch Estland gehörte und welches durch seine hervorragende Lage an der Ostsee sehr begehrt war. Nach zahlreichen Schlachten wechselte die Herrschaft über Livland immer wieder und das unabhängige Lettland entstand erst im 20. Jahrhundert.
Paläolithikum: Etwa 12.000 Jahre v. Chr. erreichen die ersten prähistorischen Menschen das Baltikum, nachdem sie Herden von Rentieren gefolgt sind. Werkzeuge, die in der Nähe von Salaspils gefunden werden, lassen sich auf diese Zeit zurückdatieren.
Mesolithikum: Etwa 9.000 Jahre v. Chr. - nach dem Ende der Eiszeit - siedeln sich Menschen permanent im Baltikum an. Sie sind Jäger und Sammler und bauen ihre Dörfer vor allem an großen Gewässern und Flüssen. Beispielsweise werden Überreste von 25 Siedlungen des Kunda-Stamms im Verlaufe der Zeit am Luban-See entdeckt. Waffen bestehen damals vor allem aus Feuerstein, Geweihen oder Knochen.
Neolithikum: Ab 5.000 v. Chr. beginnt auch in Lettland die Zeit des Ackerbaus und der Nutzviehhaltung. Zu dieser Zeit siedelt sich eine Narva-Kultur in der Region an - finnougrische Stämme, die als Vorfahren der Liven gelten und bereits Tonverarbeitung praktizieren. Später wird die Narvakultur durch indoeuropäische Stämme der Balten teilweise verdrängt - die Vorfahren der Letten und Litauer.
Eisenzeit: Ab 500 v. Chr. beginnen die verschiedenen Stämme eigene Identitäten zu bilden, so dass aus den finnougrischen Stämmen etwa Esten oder Liven hervorgehen, wohingegen sich von den Balten beispielsweise die Kuren oder Semgallen abspalten. Zudem ist das Gebiet des heutigen Lettlands in der späten Eisenzeit (500-1200 n. Chr.) bekannt für Handelsrouten wie etwa dem "Weg von den Warägern zu den Griechen", welcher bis zum Byzantinischen Reich und später zur Kiewer Rus führt.
1193: Papst Coelestin III. ruft zum Kreuzzug gegen Heiden in Nordeuropa auf.
13. Jahrhundert: Die Folgezeit ist geprägt von dem Versuch der Christianisierung des Baltikums durch verschiedene religiöse Institutionen wie die Römische Kurie oder den Kreuzbrüderorden (später in den Deutschen Orden eingegliedert). Auch die Dänische und Schwedische Krone versuchen, die baltische Küste zu erobern.
1201: Riga wird von Bischof Albrecht von Buxthoeven gegründet. Dieser ist seit 1199 - legitimiert durch die Kreuzzugsbulle von Papst Innozenz III. - Bischof von Livland und verlässt im Jahre 1200 seinen Sitz Ikkile mit zahlreichen Missionaren, Kaufleuten und Kreuzrittern in Richtung Dünamündung. Sein Ziel ist es, Livland als einen christlichen Staat zu organisieren. Er gibt außerdem Theoderich von Treyden auf, einen Kreuzbrüderorden zu gründen, um die neu getauften Livländer zu schützen und die restliche Bevölkerung zu unterwerfen. Dies gelang beispielsweise im Falle der Lettgallen recht schnell (bis 1214).
1228-1560: Das vom Kreuzbrüderorden beherrschte Gebiet, das Erzbistum Riga, das Bistum Dorpat (Tartu), das Bistum Ösel-Wiek und das Bistum Kurland schließen sich unter Aufteilung von Wilhelm von Modena zur "Livländische Konföderation" zusammen und betreiben regen Handel mit der Hanse.
1236/37: In der "Schlacht bei Schaulen" (Siauliai) verliert der Schwertbrüderorden gegen das Großfürstentum Litauen und wird daraufhin in den Deutschen Orden eingegliedert. Es verbleibt jedoch eine eigenständige Verwaltung in Gestalt des "Livländischen Ordens".
14. Jahrhundert: Die Christianisierung der gesamten livländischen Bevölkerung dauert mehrere Jahrzehnte, da vor allem Kuren und Semgallen erbitterten Widerstand leisten, und ist erst um 1346 - als Dänisch-Estland von König Waldemar IV. gekauft wird - abgeschlossen.
1410: In der "Schlacht von Tannenberg" erleidet der Deutsche Orden eine schwere Niederlage gegen die Polnisch-Litauische Union, so dass seine Macht immer weiter schrumpft. Der Livländischen Orden behält jedoch zunächst die Oberhand über das von ihm zuvor eroberte Gebiet.
1492: Nach der "Schlacht bei Neuermühlen" muss der Bischof von Riga den Deutschen Orden als Oberherr von Livland anerkennen. Zuvor war es immer wieder zu friedlichen und auch kämpferischen Auseinandersetzungen zwischen dem Erzbistum und dem Orden gekommen.
16. Jahrhundert: Im Zuge der Reformation wird Livland lutherisch.
1558-1583: Im "Livländischen Krieg", den der selbsternannte erste russische Zar Iwan IV. "Der Schreckliche" gegen Schweden, Polen-Litauen und Dänemark führt, erobert dieser zunächst einige Teile Livlands. Da der Livländische Orden dem Zaren wenig entgegenzusetzen hat, unterstellte er unterschiedliche Regionen Livlands im sogenannten "Vertrag von Vilnius" verschiedenen Großmächten. So wird etwa das Gebiet nördlich der Düna und südwestlich des Peipussees Polen-Litauen unterworfen. Kurland gerät unter polnische Lehenshoheit, wird jedoch von dem Deutschordensmeister Herzog Gotthard Kettler geführt. Riga bleibt zunächst für 20 Jahre unabhängig, dann fällt die Stadt an Polen. Estnische Teile Livlands gehen an Schweden.
1621-1629: Im "Schwedischen Krieg" fallen große Teile Livlands an Schweden. Kurland bleibt allerdings in polnischen Händen genau wie der Südosten Lettlands um Dünaburg (Daugavpils). In Schwedisch-Livland etabliert König Karl XI. eine Politik der Einheitlichkeit, so dass die Leibeigenschaft abgeschafft wird, auch einfache Leute Bildung erhalten und Adelige Güter an die Schwedische Krone abtreten müssen.
1700-1721: Im "Großen Nordischen Krieg", den Russland gegen Schweden gewinnt, fällt das schwedisch besetzte Livland dann im Rahmen des "Friedens von Nystad" an Zar Peter I., nachdem dieser 1710 Riga erobert hat und Livland sowie Estland sich daraufhin ergeben. Hinzukommt, dass die Pest zahlreiche Esten und Letten zu dieser Zeit dahinrafft.
1795: Nach der "Dritten Teilung Polens", die eine Folge der Übermacht Russlands und Preußens in den "Nordischen Kriegen" darstellt, fällt dann auch Kurland unter russische Herrschaft. Die Gegend um Dünaburg ist bereits im Zuge der "Zweiten Teilung Polens" in russische Hand gelangt. Lettland ist also ab 1795 komplett dem Zarenreich unterstellt. Privilegien des in Livland lebenden vornehmlich deutsch-baltischen Adels bleiben existent oder werden wiederbelebt. Auch die Leibeigenschaft wird wieder eingeführt. Auch die deutsche Sprache, lutherische Religion und das administrative System bestehen weiterhin.
Ende des 18. Jahrhunderts: Gotthard Friedrich Stender verfasst die ersten deutsch-lettischen Wörterbücher und auch Garlieb Merkel trägt mit seinem Werk "Die Letten", in welchem er die schrecklichen Bedingungen für Leibeigene unter der damaligen deutschen Herrschaft anprangert, dazu bei, dass das lettische Nationalgefühl gestärkt wird.
1819: Durch die "Bauernbefreiung" wird die Leibeigenschaft in weiten Teilen Lettlands abgeschafft. Bis 1849 dürfen lettische Bauern jedoch noch kein eigenes Land erwerben. In der Region Lettgallen gibt es noch bis 1861 Leibeigene.
19. Jahrhundert: Das 19. Jahrhundert ist geprägt von Unabhängigkeitsbewegungen in Lettland wie etwa die "jaunlatviei" - die "Jungen Letten". Diese Intellektuellen sprechen sich für ein vereinigtes Lettland aus und besinnen sich auf alte lettische Traditionen, wodurch die schnell mit den Deutschbalten aneinandergeraten. Mit der "Latvieu avizes" wird die erste lettische Wochenzeitung ab dem Jahr 1822 publiziert. Auch Unterricht in Lettisch erfolgt in den ersten Schulen.
1880/90: Durch die im späten 19. Jahrhundert beginnende "Russifizierung" werden nationale Errungenschaften der Vorjahre wieder zunichte gemacht. In den Schulen muss fortan auf Russisch unterrichtet werden. Auch vor Gericht oder in lettischen Behörd dominiert diese Sprache.
Ab 1905: Die ab 1890 beginnende "Russifizierung" Lettlands, schlechte Arbeitsbedingungen, Armut sowie das neu gewonnene nationale Bewusstsein führen Anfang des 20. Jahrhunderts zu Streiks und einer zunehmenden Unzufriedenheit gegen Russland. Auch die blutige Niederschlagung von Demonstrationen in Riga im Januar 1905, wodurch 73 Menschen getötet werden, löst die "Russische Revolution" aus, die sich ebenfalls gegen den deutschen Adel in Lettland richtet. Im Verlaufe des Jahres verlagern sich die Aufstände in ländliche Gegenden und über 400 Herrenhäuser werden abgebrannt. Daraufhin wird eine Kavallerie aus Kosaken und Deutsch-Balten eingesetzt, welche den Widerstand weitgehend niederschlägt, etwa 2.000 Personen ohne Gerichtsverfahren tötet und viele weitere Menschen ins Exil verbannt.
1914-1918: Im Ersten Weltkrieg kämpfen zunächst zahlreiche Letten für Russland und beteiligen sich an Kämpfen in Ostpreußen. Bis 1915 hat die Deutsche Armee jedoch weite Teile Lettlands erobert und nimmt im August 1917 auch Riga ein. Im "Vertrag von Brest-Litovsk" sprechen die 1917 in Russland an die Macht gekommenen Bolschewiki Livland und Kurland 1918 Deutschland zu. Dem Ersten Weltkrieg fallen etwa eine Million Letten zum Opfer, wodurch sich die Bevölkerung fast halbiert.
1918-1920: Nach der Kapitulation Deutschlands am 9. November 1918 spricht sgich der sozialdemokratische Block - zu welchem unter anderem Karlis Ulmanis gehört - in Lettland für einen unabhängigen Staat aus, was jedoch für den nach Russland gewandten linken Flügel der Demokraten sowie den Nationalrat inakzeptabel ist. Trotzdem erklären die Sozialdemokraten Lettland am 18. November 1918 für unabhängig. Es folgt der "Lettische Unabhängigkeitskrieg", nachdem die Rote Armee das baltische Land am 1. Dezember 1918 wieder attackiert und Lenin später sogar die Lettische SSR ausruft. Die "Roten Lettischen Schützen" müssen sich 1920 jedoch lettischen und deutschen Truppen geschlagen geben.
1920: Durch den "Friedensvertrag von Riga" erkennt die Russische Sozialistische Föderative Sowjetrepublik die Unabhängigkeit Lettlands an und auch die Region Lettgallen wird Lettland zugesprochen. Der politische und wirtschaftliche Aufschwung Lettlands beginnt.
1934: In der Nacht vom 15. auf den 16. Mai 1934 gelingt es den vormaligen Miturhebern der lettischen Unabhängigkeit, Premierminister Karlis Ulmanis und Kriegsminister Janis Balodis, durch einen Staatsstreich die Macht an sich zu reißen. Dadurch wird die Verfassung Lettlands außer Kraft gesetzt und das Parlament aufgelöst. Alle Parteien werden des Weiteren verbannt und eine Zensur der Presse findet statt. Trotzdem wird der Aufschwung, der in Lettland seit der Unabhängigkeit herrscht, bis in die 1930er Jahre mitgenommen.
7. Juni 1939: Zwischen Deutschland und Lettland wird ein Nichtangriffspakt geschlossen.
14. Juni 1987: Ein erster Aufstand gegen die Herrschaft der Sowjetunion führt etwa 5.000 Menschen nach Riga, wo sie gegen die Deportationen nach Sibirien im Jahre 1941 demonstrieren.
4. Mai 1990: Nach der durch Michail Gorbatschow eingeführten Glasnost und Perestrojka und dem langsamen Zerfall der Sowjetunion erklärt sich Lettland 1990 für unabhängig, was die Sowjetunion am 21. August 1991 nach blutigen Kämpfen in Riga auch anerkennt.
1. Mai 2004: Lettland tritt der Europäischen Union bei.
1. Januar 2014: Lettland wird Mitglied der Eurozone. Damit wird der Lats vom Euro abgelöst.
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