Ukraine
Unterwegs im zweitgrößten Land Europas
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Poznan ist ein wunderschönes Reiseziel, das Kulturliebhabern und Städteurlaubern eindrucksvolle Erlebnisse offenbart. Die geschichtsträchtige Stadt mit ihrem berühmten Altstadt-Ensemble zeigt ihren Besuchern viele Facetten Polens und ermöglicht, die Bewohner und ihre Traditionen auf gemütliche Art näher kennenzulernen.
Poznan, auch Posen genannt, ist die historische Hauptstadt der Woiwodschaft Großpolen und Wiege des heutigen polnischen Staates. Ihre Geschichte beginnt bereits vor rund 1.000 Jahren, als im 9. Jahrhundert am rechten Ufer der Warthe eine Siedlung mit städtischem Charakter entstand. Bereits im 10. Jahrhundert galt die dort errichtete Burg, die der Sitz Mieszkos I. war, als eine der wichtigsten Wehranlagen der Polanen. Etwas später beschloss man allerdings, die Stadt an linke Wartheufer zu verlagern, um räumliche Möglichkeiten besser nutzen zu können.
Seit dem Jahr 1253 hat Poznan das Stadtrecht, das damals nach Magdeburger Recht von Herzog Przemysl I. verliehen wurde. Die Entwicklung der Stadt setzte sich rasant fort. Bereits im 14. Jahrhundert gehörte Posen zu den wichtigsten Handelszentren Europas. Durch die Stadt verlief damals der große Ost-West-Handelsweg zwischen Krakau und Ostsee. Gehandelt wurde vor allem mit Rauchwaren, Gewürzen, Wachs und Pelz.
Das goldene Zeitalter erlebte Poznan im 16. Jahrhundert, als die Stadt als bedeutendstes Zentrum für internationalen Handel, medizinisches Wissen und Kultur europaweit bekannt wurde. Heute gilt Poznan als eine der schönsten Städte Großpolens.
Wer eine Reise nach Poznan unternimmt, startet den Stadtrundgang am besten in der Altstadt mit dem Alten Markt und dem Alten Rathaus. Hier können Sie zahlreiche beeindruckende Bauwerke entdecken, die von einer langjährigen Geschichte erzählen. Absolut empfehlenswert ist der Besuch des Nationalmuseums "Muzeum Narodowe", in dem wertvolle und bekannte Kunstwerke, unter anderem von Anton Möller, gezeigt werden. Außerdem wird hier das Bild "Der Strand von Pourville" von Claude Monet gezeigt, das nach einem Diebstahl wieder zurückgewonnen werden konnte. Außenstellen des Nationalmuseums sind die Schlösser Goluchów, Smielów und Rogalin, die ebenfalls einen Besuch wert sind.
Wieder zurück in der Stadt gehört die ehemalige kaiserliche Residenz, das Kaiserschloss Posen, zu den markantesten Bauwerken von Poznan. Es wurde im frühen 20. Jahrhundert errichtet und wird heute als Kulturzentrum genutzt. Auf der Dominsel befindet sich die Kathedrale, die den Heiligen Peter und Paul geweiht ist. In der Krypta des Doms werden heilige Relikte aus dem 10. Jahrhundert ausgestellt.
Gut zu wissen ist übrigens, dass die "Route der Könige und Kaiser" die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt verbindet.
Poznan befindet sich inmitten der Großpolnischen Seenplatte, was Besuchern die Möglichkeit bietet, die natürlich gestalteten Seen sowie ein dichtes Netz von Flüssen als Naherholungsort zu nutzen. Neben Seen und Flüssen gibt es auch viele kleine postglaziale Seeaugen sowie rund 150 künstliche Wasserreservoirs, von denen Malta eines der größten ist. Malta ist ein 64 Hektar großer Stausee, der eine maximale Tiefe von fünf Metern aufweist. Hier befinden sich Europas modernste Regattastrecke sowie ein Freibad am Südufer. Im angrenzenden Park entlang des Nordufers gibt es eine Parkbahn mit historischer Dampflokomotive, die bis zum Neuen Zoo fährt. Am Südufer befindet sich das Sportzentrum "Malta-Ski", wo es eine ganzjährig nutzbare Abfahrtstrecke mit Schlepp- und Sessellift gibt. Des Weiteren bietet das Sportzentrum eine Sommerrodelbahn sowie die Möglichkeit zum Rollerskaten, Fahrradfahren, Klettern und Minigolfen.
Bei einer Reise nach Poznan kann man nicht nur viele Sehenswürdigkeiten entdecken. Alleine schon beim Stadtbummel erfährt man die einzigartige, entspannte Atmosphäre, die den Urlaub unvergesslich macht. Die vielen kulturellen Angebote und die Geschichte der Stadt wurden unter anderem von den berühmten Persönlichkeiten geprägt, die hier geboren wurden. Eine davon ist die deutsche Schauspielerin Lilli Palmer, die im Jahr 1914 in Poznan das Licht der Welt erblickte. Sie machte sich vor allem als Darstellerin in den Filmproduktionen "Geheimagent" aus 1936 und "Mädchen in Uniform" aus 1958 einen Namen.
In Posnan geboren wurde auch der Politiker, Generalfeldmarschall und Reichspräsident der Weimarer Republik Paul von Hindenburg geboren. In der Stadt gestorben ist der in Breslau geborene Volkswirt und Mathematiker Reinhard Selten, der im Jahr 1994 als der erste Deutsche einen Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften erhielt.
Laut urkundlichen Erwähnungen gab es jüdische Bewohner in Posen bereits um 1380. Das jüdische Gemeindewesen war im 14. Jahrhundert bereits vollständig ausgebaut. Viele der jüdischen Zuwanderer waren Flüchtlinge aus Deutschland, die sich in Richtung Osten absetzten. Die meisten Juden fand man damals in einem eigenen Wohnbezirk unweit des Dominikanerklosters.
Der damalige Stadtrat wollte eine Ausweitung der Ghettosiedlung unbedingt verhindern, weshalb es in der "Judenstadt" mit der Zeit viel zu eng wurde. Die Menschen dort war damals häufig Opfer von Plünderungen und blutigen Übergriffen durch die christliche Bevölkerung. Konflikte wurden auch durch ihre wirtschaftliche Tätigkeit begründet, da die jüdischen Bewohner der Stadt oft äußerst erfolgreich mit Rohstoffen wie Wolle, Getreide und Holz handelten oder als Metzger, Kürschner oder Schneider ihr Geld verdienten und damit unter der Konkurrenz Neid erzeugen.
Fakt ist aber, dass die Posener Juden einen Großteil der Steuern bezahlten, obwohl sie, beispielsweise im Jahr 1910, nur vier Prozent der Einwohner ausmachten. Durch das Ende der deutschen Herrschaft im Jahr 1918 wurde auch das Ende einer deutsch-jüdischen Gemeinde eingeläutet. Viele wanderten nach Deutschland aus. Die, die bis zum Einmarsch der deutschen Truppen im Jahr 1939 noch in Posen lebten, wurden bis auf ein paar hundert in NS-Vernichtungslagern ermordet.
Synagogen gab es in Poznan bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts. Die letzte wurde zu einer Schwimmhalle umgebaut, wobei sämtliche Erinnerungen an die jüdische Kultur, wie die Kuppel und die rote Backsteinfassade, eliminiert wurden. Heute gibt es keine religiösen jüdischen Institutionen mehr in Poznan.
In Posen spricht man eine einzigartige Mundart, die vor allem durch Deutsch beeinflusst wurde und landesweit nur in dieser Stadt existiert. Eine weitere Besonderheit der Stadt sind die Bambrzy. Dabei handelt es sich um eine Bevölkerungsgruppe mit fränkischen Vorfahren, die hier seit dem 18. Jahrhundert sesshaft ist. Der Name der Bambrzy geht auf die Stadt Bamberg zurück.
Was sich Besucher von Poznan keinesfalls entgehen lassen sollten, sind die Martinshörnchen, eine kulinarische Spezialität aus Halbblätterteig und Weißmohn. Dabei handelt es sich um das berühmteste Gebäck Polens, das laut Gesetz nur in der Stadt und der nahen Umgebung hergestellt werden darf.
Die Tradition dieser Süßspeise geht auf das 19. Jahrhundert, genauer gesagt auf die Kirchweihe des Heiligen Martin am 11. November, zurück. Ein Pfarrer rief damals zu Spenden für die Armen auf, woraufhin ein Bäcker drei Bleche dieses Gebäcks buk. In den darauffolgenden Jahren nahmen sich gleich mehrere Konditoren ein Beispiel an ihm, woraufhin eine Tradition entstand, die es bis heute gibt. Heutzutage verspeisen die Bewohner von Poznan alljährlich zum Martinstag mehr als eine Million Martinshörnchen.
Poznan-Besucher sollten die Turmuhr vom Renaissance-Rathaus um 12 Uhr mittags besuchen. Denn dann schlägt die Rathausuhr und kleine Türen oberhalb der Turmuhr öffnen sich. Dort erscheinen dann zwei Ziegenböckchen und stoßen zwölfmal mit ihren Köpfen gegeneinander.
Ebenfalls empfehlenswert ist eine Führung durch die Alte Brauerei, die als Kunst- und Kulturzentrum auch einige interessante Kunstwerke präsentiert. Zu einem märchenhaften Spaziergang lädt der hundert Hektar große Stadtpark Cytadela (Zitadelle) ein, wo heute noch die beeindruckenden Reste einer preußischen Festung zu sehen sind.
Wer eine Reise nach Poznan unternimmt, kommt in den Genuss eines aufregenden Erlebnisses, bei der man die polnische Geschichte, Kultur und Gegenwart auf ungewöhnliche Weise kennenlernt.
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