Rumänien
Zwischen Karpaten und Donaudelta
Religionen spielen in Rumänien, sowohl im Alltag als auch historisch betrachtet, eine bedeutende Rolle. Zwar ist das Land offiziell säkular und verzichtet auf eine Nennung der Staatsreligion, doch das orthodoxe Christentum hat auch in politischen Entscheidungen einen starken Einfluss.
Die rumänisch-orthodoxe Kirche nimmt den breitesten Raum unter den Glaubensrichtungen ein. Offiziell werden durch die Bevölkerung des Landes achtzehn verschiedene Religionen gelebt. Darunter fallen auch einige spannende Konfessionen, welche ausschließlich in Rumänien zu finden sind, wie die Christliche Kirche nach dem Evangelium, oder die Rumänische Konferenz der Siebenten-Tags-Adventisten.
Verschiedene Orthodoxien, aber auch die jüdischen Gemeinden und die kleine islamische Gemeinde bei Dobrogea im Südosten, haben in der rumänischen Kultur und Tradition ihre Spuren hinterlassen. Der Konflikt zwischen den dominanten Religionen des Landes und der säkularen Ausrichtung des Staates zieht sich seit Jahrzehnten durch die Historie Rumäniens. Unter der kommunistischen Führung bis 1989 litten Christen und Anhänger aller Religionen in Rumänien unter Verfolgung und Unterdrückung.
Davon hat sich die Kultur jedoch erholt und erstrahlt heute noch heller. Für Besucher besonders interessant sind heute die prachtvollen Kirchenbauten und Klöster, in deren Neubau und Erhalt das südosteuropäische Land viel Geld und Mühe investiert. Sie erzählen die Geschichte lebendiger Religionsgemeinschaften und gelebter religiöser Traditionen.
Die Verbreitung der verschiedenen religiösen Strömungen und Religionen ist innerhalb Rumäniens zwar regional leicht abweichend, doch landesweit lässt sich festhalten, dass Christen aller Art das öffentliche Leben dominieren. Der christliche Glaube wird in aktuell fünfzehn anerkannten Konfessionen gelebt, sechzehn, möchte man die Zeugen Jehovas hier hinzuzählen.
Zuletzt wurde der Status der Religionen des Landes 2007 staatlich festgehalten. Wenig überraschend stellte sich dabei heraus, dass rund 87% der Rumänen heute der Rumänischen Orthodoxie angehören. Bereits in den 1980er-Jahren hatte diese traditionelle Konfession die Mehrheit der Rumänen unter sich vereint. In der Walachei und den ehemals moldawischen Gebieten stellt sie die absolute Mehrheit.
Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche betreibt den Großteil der prunkvollen Kirchen und Klöster Rumäniens. Mit über 350 Klöstern, 8000 Mönchen und Nonnen und 15 theologischen Fakultäten ist sie nach der Russisch Orthodoxen Kirche zahlenmäßig die größte Orthodoxie der Welt. Ihre Wurzeln liegen in der ehemaligen Ungarowalachei, dem Fürstentum Moldau und Siebenbürgen, wo sie seit Mitte des 14ten Jahrhunderts Einfluss ausübt. Anerkannt wurde sie 1781.
Die zweitgrößte Gruppe unter den Religionen stellt die Römisch-katholische Kirche, die durch die Ungarn in die Kultur des Landes eingebracht wurde. Ebenfalls ungarisch geprägt sind die Traditionen der Griechisch-katholischen Christen und Protestanten, wobei letztere sich in Rumänien in viele kleine Strömungen teilen.
Neben den Calvinisten und Lutheranern lebt in Rumänien auch die Gruppe der Unitarier ihre Religion heute offen aus. Der Unitarismus bezeichnet eine der wenigen radikal reformierten Strömungen, die sowohl die Trinitätslehre, als auch die Göttlichkeit Jesu nicht anerkennen. Diese nicht-trinitäre Religionsauffassung ist heute besonders im nordamerikanischen Raum verbreitet. Die rumänische Gemeinde umfasst nur etwa 0,3% der Bevölkerung und findet sich fast ausschließlich im transsylvanischen Gebiet des Landes.
Auch die Gruppe der Lutheraner lebt in diesem Gebiet, beziehungsweise im deutsch geprägten Siebenbürgen. Hier wo auch die Mundart des Siebenbürger-Sächsischen zuhause ist, hat sich die deutschsprachige Evangelische Kirche und die ungarische Evangelisch-Lutherische Kirche ein Refugium geschaffen. Kleinere Religionen wie das Erzbischoftum der Armenischen Kirche, die Christliche Kirche des Gospele, die Apostolische Kirche Gottes oder die Gruppe der Siebenten-Tags-Adventisten betreiben häufig nur kleine, unscheinbare Gemeindehäuser.
Neben den christlich geprägten Konfessionen und Religionen haben auch die Juden nach ihrer Vertreibung in der NS-Zeit und späterer Unterdrückung durch das kommunistische Regime wieder einen Platz in Rumänien gefunden. Sie machen allerdings lediglich 0,03% der Gesamtbevölkerung aus. Die muslimische Minderheit von etwa 0,25% siedelt im Südosten Rumäniens nahe der Schwarzmeerküste. Ihre Religionspraxis ist durch türkische, armenische und georgische Traditionen geprägt.
Grundsätzlich spielen Religionen in Rumänien eine bedeutende Rolle. Religiöse Feiertage und Gemeindeversammlungen sind fester Bestandteil des Alltags. Im ländlichen und städtischen Raum gleichermaßen werden religiöse Volksfeste, Prozessionen und Messen öffentlich gefeiert. Das Bekenntnis zu einer der Religionen wird in Rumänien ernst genommen und aktiv gelebt. Auch darum unterstützt die konservative Regierung vor allem die Christen beim Bau und Ausbau, dem Erhalt und der Sanierung von Kirchen und Klöstern.
Die wunderschöne, sanft gewellte Landschaft die von hohen Gebirgen eingerahmt wird und noch heute den Hauch der Siebenbürger Sachsen atmet, bezaubert wohl jeden Reisenden.
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So vielfältig sich die Religionen und Konfessionen in Rumänien darstellen, so bunt sind auch ihre Bräuche und Traditionen. Jede der christlichen Strömungen beruft sich auf einen ganz eigenen Glauben, dem im Grunde nur der Glaube an den christlichen Gott und in Teilen die Bibel gemein ist. Während in Mitteleuropa die evangelischen und katholischen Kirchen dominieren, hat sich in Ost- und Südosteuropa und Rumänien ins besondere die Orthodoxie durchgesetzt. Rumänen leben auch im Ausland mehrheitlich ihre orthodoxen Bräuche.
Die Rumänisch-Orthodoxe Kirche konnte nach der Revolution 1989 voll aufblühen und baut sich seither mit immer neuen Prunkbauten ein Denkmal in der christlichen Geschichte. Wie alle Orthodoxien untersteht sie einem Patriarchat. Seit 2007 ist Patriarch Daniel I, bürgerlich Dan Illie Ciobotea aus Dobresti in Timis Vorsteher der Gemeinschaft. Ihm unterstehen offiziell aktuell rund 630 Klöster und weltweit etwa 22,5 Millionen Gläubige. Nach Rumänien beheimatet Moldawien die größte Gruppe der Rumänisch-Orthodoxen Christen. Etwa 15.110 Kirchen und viele kleine Gemeindezentren zählen zu den rumänisch-orthodoxen Gotteshäusern. Sie sind teils prunkvoll, teils klassisch gestaltet und weisen mehrheitlich eine traditionell orthodoxe Gestaltung ähnlich der russischen Orthodoxie auf.
Eines der schönsten alten Klöster der Rumänischen Orthodoxie ist das Kloster Humor am Rande der Bukowina. Wunderschöne Wandgemälde und eine einzigartige rustikale Architektur machen den Besuch des Frauenklosters attraktiv. Die farbenprächtigen Fresken sind hervorragend erhalten, trotz dass sie zu Teilen im Freien liegen. Mit den charakteristischen Runddächern wartet auch das nahegelegene Kloster Putna auf, welches ab 1466 und damit rund 100 Jahre vor Humor erbaut wurde. Putna gilt orthodoxen Christen als wichtige Pilgerstätte und ist auch landschaftlich einzigartig schön gelegen. Für den Bau dieses und anderer Klöster wie Voronet, das wie Humor durch eine wundervolle bunte Gestaltung auffällt, zeichnet Stefan der Große verantwortlich. In den gerade einmal 47 Jahren seines Lebens, die durch viele militärische Konflikte u.a. gegen das Osmanische Reich geprägt waren, etablierte er einen neuen modernen Baustil, in welchem zahlreiche heute noch bestehende Kirchen und Klöster errichtet wurden. Seine Grabstätte befindet sich in der Klosteranlage Putna.
Andere architektonische Höhepunkte der Tradition rumänisch-orthodoxer Christen sind herrlich erhaltene Kathedralen wie jene in Curtea de Arges. Asymmetrisch verzierte helle Kuppeln mit detailreicher Verzierung machen sie zu einem Wahrzeichen der Region. Das Kloster Saon in Niculitel, von 1864 bis 1912 erbaut, ist vergleichsweise jung. Es beeindruckt jedoch durch seine fast durchgängig strahlend weiße Architektur, die sich gegen die grüne Natur des Umlandes abhebt. Die Fresken sind detailreich und prunkvoll gestaltet, moderne Details lassen die Gebäude hell und einladend wirken.
Auch die schlichten Holzkirchen des Maramures sind eine Reise wert. Seit 2010 im Bau befindet sich die Kathedrale der Erlösung des rumänischen Volkes in Bukarest. Sie soll zur Eröffnung 2018 eine der größten orthodoxen Kathedralen weltweit werden und rund 5.000 Christen zur Messe Raum bieten.
Christen in ganz Rumänien feiern ihre Feste das ganze Jahr über. Das orthodoxe Jahr konzentriert sich dabei für die meisten Christen rund um das Osterfest und die Advents- und Weihnachtszeit. Zusätzlich wird am 24. Februar Dragobetele begangen, ein Frühlingsfest, das ursprünglich den Heiden vorbehalten war, heute jedoch auch von Katholiken begangen wird. Es ist ein buntes Fest, bei dem in Wald und Wiese Blumen gesammelt werden und getanzt wird. Fröhlichkeit steht hierbei im Vordergrund.
Am 30. November wird mit dem Andreastag das kirchliche Jahr beendet und der Advent begonnen. Rund um den Heiligen werden Predigten und Ansprachen gehalten, ein Bittgebet wird gesprochen. Die orthodoxen Bräuche der rumänischen Christen erinnern an die Zeremonien der russischen und griechischen Orthodoxie. Messen, Begräbnisse und andere wichtige Rituale werden auf mehrere Stunden ausgedehnt und durch Glaubensbekenntnisse, Fürbitten und den Kreuzritus ausgeschmückt. Die katholischen und lutheranischen Gemeinden orientieren sich am Brauchtum ihrer Vorsteher. Dabei beruft sich die katholische Kirche auf die Vorgaben des Vatikans, während die evangelisch rumänischen Gemeinden deutsche Bräuche feiern.
Eine Besonderheit unter den Religionen und ihren Traditionen bilden in Rumänien die Unitarier. Je nach Gemeinde bestehen ihre Messen aus dem Singen verschiedener Gospel und Weitertragen von biblischen Gleichnissen. Da für sie Jesus jedoch Begründer der Religion und kein Sohn Gottes ist, konzentrieren sie sich rund um Ostern und Weihnachten auf Andacht und Gemeinschaft statt Auferstehung und Göttlichkeit.
Eine Besonderheit ist der Umgang mit dem Totenkult in Rumänien. Die Maramureser, ein abgeschieden lebendes Volk in den Bergen, haben trotz orthodoxer Prägung ihren eigenen Umgang mit dem Lebensweg gefunden. Für sie sind Geburt und Tod ein ebenso freudiger Anlass wie Heirat, Taufe und andere Stationen. Und so ist der Friedhof in Sapanta mit seinen farbenprächtigen Grabstelen auch eine Ansammlung von unterhaltsamen Anekdoten zum Leben der bereits Verstorbenen und prominentes Reiseziel. Auf über 800 Tafeln rühmen sich die Verstorbenen den besten Schnaps gebraut zu haben, ihrer Arbeit gern nachgegangen zu sein oder viele Kinder großgezogen zu haben. Ein ungewöhnlicher Weg, um der Toten zu gedenken, aber Teil der Vielfalt der Religionen und Konfessionen der Christen in Rumänien.
Unsere Szeklerland Rundreise führt Sie in kaum besiedelte Regionen im Südosten Siebenbürgens am Rande der Ostkarpaten.
Auf dieser Bukowina Studienreise zu den Moldauklöstern tauchen Sie in eine Welt der Farben und Motive, die Ihresgleichen sucht und einen tiefen Eindruck in die Kunstfertigkeit der Maler des Mittelalters und die Religiosität der hier lebenden Menschen hinterlässt.
Rumänien bietet heute eine bunte Mischung aus Religionen, Traditionen, Volksgruppen und Glaubensrichtungen. Auch wenn diese es in der bewegten Geschichte des Landes nie einfach hatten, haben sie sich ihre Kulturen bewahrt.
Die Verfolgung der Juden vor und während der NS-Zeit und die Unterdrückung der Religiösen, auch und vor allem der Christen, unter der kommunistischen Regierung haben den Gläubigen zugesetzt. Und doch finden sich seit über 600 Jahren immer wieder Phasen in der Geschichte Rumäniens, in denen die Religionen aufatmen konnten.
So finden sich die Zeugnisse der bewegten Zeiten in Kirchen, Klöstern und Gemeindehäusern des Landes. Zugleich werden neue Gotteshäuser wie die Kathedrale in Bukarest errichtet und auch die kleineren Religionsgemeinden finden trotz der überwältigenden Mehrheit der Orthodoxen Christen ihre Anerkennung. Diese erlebbare Vielfalt der Religionen macht Rumänien zu einem noch interessanteren Reiseziel für historisch, kulturell und religiös interessierte Reisende.
Viele der Klöster und Kirchen stehen Reisenden zum Besuch offen. Auch das Erleben einer orthodoxen Messe oder der Prozessionen rund um die Feiertage in traditionellen Gewändern mit Tanz und Musik stellt ein einzigartiges Erlebnis dar.
Die rumänische Gesellschaft ist für ihre Offenheit und Gastfreundlichkeit bekannt. So lassen sich die Religionen Rumäniens in einer angenehmen Atmosphäre erkunden und studieren.
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