Riga. Lettische Kulturhauptstadt nahe der Mündung der Düna (Daugava)

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Junge Kulturmetropole im Herzen des Baltikums

Vor langer Zeit, trug an der Stelle, wo heute Riga liegt, ein hochgewachsener, starker Mann namens Christoph Menschen über die Daugava. Er wohnte in einer kleinen Hütte am rechten Ufer des Flusses. Eines Nachts hörte er am anderen Ufer das Weinen eines kleinen Kindes. Er wollte es sogleich über den Fluss tragen, in der Mitte des Flusses jedoch wurde ihm das Kind so schwer, dass er meinte, die gesamte Last der Menschheit auf seinen Schultern zu tragen, es nur mit großer Mühe herüberbrachte und in seiner Hütte schlafen legte. Am nächsten Morgen fand er anstelle des Kindes einen Beutel voller Goldmünzen. Der heilige Christopherus, wie er heute genannt wird, lebte genügsam bis zu seinem Lebensende und hinterließ einenTeil des Goldes, welches der Legende nach zur Gründung Rigas verwendet wurde. Die ersten Häuser Rigas wurden an der Stelle gebaut, wo einst Christophs Hütte gestanden haben soll.

Die lettische Hauptstadt Riga hat sich in den vergangenen Jahren für Touristen vom Geheimtipp zur Trenddestination gemausert. Jährlich wird Riga von hunderttausenden Reisenden besucht und bewundert. 2014 trug die baltische Metropole den Titel "Europäische Kulturhauptstadt" und macht sich mit einer Vielzahl kultureller Angebote und Veranstaltungen einen Namen als kultureller Hotspot in Europa.

Riga im Wandel der Jahrhunderte

Dabei kann sich Riga auf eine 800jährige wechselhafte Vergangenheit stützen, die bis heute im architektonischen Antlitz der Stadt zu verfolgen ist.

Im Jahre 1199 wurde der damalige Leiter der Bremer Domschule Albert von Buxhoeveden vom Bremer Erzbischof Hartwig II. zum Bischof von Livland geweiht. Ein Jahr später führte er 1.500 Pilger (denen die Vergebung ihrer Sünden versprochen wurde), weiterhin Kaufleute und Priester, an die Mündung der Düna (lettisch Daugava, russisch Dwina) und gründete einige Steinwürfe von ihr entfernt 1201 Riga, die heutige Hauptstadt Lettlands. Weitere zehn Jahre später ließ er den Dom zu Riga errichten, der bis heute zu den eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten in der Altstadt zählt, die heute zum Unesco Weltkulturerbe gehört.

Albert von Buxthoeven begründete mit Riga auch die deutsche Kolonie in Livland, das zuvor von unchristianisierten Letten unter dem Fürsten Kaupo von Turaida bewohnt wurde. Fürst Kaupo ließ sich früh von einem Priester christianisieren und unterstützte den Bischof bei der Bekehrung der lettischen Heiden zum Christentum. 

Zu Beginn der Ansiedlung fest im Griff des Klerus, gewann Riga unter dem Einfluss der Kaufleute, die von hier aus den Handel nach Russland und über die Ostsee in die deutschen Fürstentümer betrieben, bald ein weltlicheres Gesicht und trat 1282, zur Blütezeit der Hanse, dem Städtebund bei. Danach entwickelt sich die baltische Perle rasch zur seinerzeit reichsten Stadt der Welt.

Die Konkurrenz zwischen Klerus und Bürgertum hielt an, die 1209 von der Rigaer Kaufmannsgilde errichtete Petri- (St. Peters-) Kirche an der heutigen Herrenstraße wurde 1491 mit dem damals höchsten Holzturm der Welt ausgestattet. Das konnte der Bischof nicht hinnehmen und ließ den Turm des Rigaer Doms aufstocken. In der Folgezeit entspannen sich weitere Konflikte zwischen Kirchenadel und Bürgern, die das Schloss in Riga mehrmals anzündeten und zur Strafe gezwungen wurden, es wieder neu zu errichten.

Der Turm der Petrikirche gehört noch heute, gemeinsam mit dem modernen Fernsehturm, zu den höchsten Orten Rigas, von deren Aussichtsplattformen man einen eindrucksvollen Ausblick auf die erhaltene mittelalterliche Stadtstruktur und die markanten Sehenswürdigkeiten der lettischen Hauptstadt hat, bei schönem Wetter reicht das phantastische Panorama die Düna entlang bis zu ihrer Mündung in die Ostsee.

Dem neu errichteten Rigaer Schloss war kein Ruhm beschieden. Es brannte im 16. Jahrhundert nieder, wurde danach wieder auf- und im 18. und 19. Jahrhundert umgebaut. Ein verheerender Brand 2013 machte neuerliche Reparaturen erforderlich. Heute dient das Schloß von Riga als Amtssitz des lettischen Präsidenten und des historischen Museums.

Natürlich gab es in der Rigaer Geschichte nicht nur Konflikte an der Düna. Viele Gebäude erzählen vom Erfolg der Handelsstadt und ihrer Bewohner. Eindrucksvolles Beispiel ist das originalgetreu rekonstruierte Haus der "Compagnie der schwarzen Häupter" (Schwarzhäupterhaus), in welcher sich seit dem 13. Jahrhundert unverheiratete Rigaer Kaufleute ohne Bürgerrechte zusammentaten. Das reich mit Skulpturen und Reliefs verzierte Gebäude am Rathausplatz, auf dem sich auch die historische Rolandsfigur befindet, künden noch heute vom Reichtum und Wohlstand der Gildemitglieder in der mittelalterlichen Hansestadt.

Von einem weiteren Aufschwung weiß das Stadtviertel im die Alberta iela zu berichten, in welchem ab den zwanziger Jahren beeindruckende, prächtig verzierte Gebäude im Jugendstil entstanden. Noch heute wird nahezu ein Drittel der Rigaer Bausubstanz dem Art deco-Stil zugerechnet - an die 800 Häuser. So wurde Riga in den zwanziger und dreißiger Jahren zu einem architektonischen Versuchslabor, in dem sich prominente Architekten wie Michail Eisenstein, ausprobierten und Riga damit zu Weltruf verhalfen. Noch heute gilt die Stadt als ein Eldorado für Jugendstil- Liebhaber und -erforscher.

Riga, die junge, vielfältige Kulturmetropole an der Daugava

Heute ist Riga, welches auch "das Paris des Ostens" genannt wird, nach der sowjetischen Periode wieder eine quirlige Metropole, die Künstler und Reisende aus aller Welt anzieht. Im Schmelztiegel zwischen Ost und West ist eine der spannendsten Kulturszenen Europas entstanden.

Wer progressive Musik und innovative Mode sucht, fährt nicht an die Themse oder Seine, sondern an die Daugava. An den langen Tagen der Sommermonate spielen Livebands auf dem Livenplatz, in unzähligen Bars und Clubs gerät die Nacht zum Tag. Unser deutschsprachiger Reiseführer gibt Ihnen dazu gern Insidertipps über angesagte Plätze, authentische Cafés und Kneipen, erholsame Oasen der Stille an der Düna und unbedingt empfehlenswerte Kulturevents in Riga.

Dabei gelingt es den Rigaern sehr gut, Historisches mit Modernem zu verbinden, entsteht Neues ganz bewusst aus historischer Substanz. Ein gutes Beispiel dafür ist die Speicherstadt (lett. Spīķeri)an der Daugava, gleich hinter dem Zentralmarkt, in der bis heute die historischen Ziegel- Speicherhallen einstiger Kaufleute aus der Mitte des 19. Jahrhunderts stehen. In der Sowjetphase heruntergekommen und verfallen, wurden Sie in den letzten 3 Jahrzehnten von der intellektuellen Avantgarde Rigas neu entdeckt und zu einem Künstlerviertel herausgeputzt.

Neben zahlreichen Kreativkünstlern, die hier ihre Büros und Ateliers eingerichtet haben, sind vor allem die "Sinfonietta Rīga", ein Kammermusiksaal und das Kunstzentrum KIM (lett. ’kas ir māksla’ - was ist Kunst?) interessante Kulturziele kunstinteressierter Reisender. Von der dunklen Vergangenheit des Speicherviertels als jüdisches Ghetto Rigas im Holocaust berichtet das Riga Ghetto Museum. Verschnaufen und Promenieren kann man auf der neuen Uferpromenade an der Daugava, die von der Spīķeri Speicherstadt bis in die Altstadt führt.

Ein weiteres hervorragendes Beispiel für die Symbiose von Geschichte und Kultur in Riga findet sich im Stadtviertel Kalnciema Viertel am gegenüberliegenden Ufer der Düna. Hier finden Touristen noch zahlreiche typische Rigaer Holzhäuser aus dem Spätklassizismus des 19. Jahrhunderts. Diese wurden in den vergangenen Jahren liebevoll und mit den historischen Techniken rekonstruiert und mit neuem Leben gefüllt, dazu gehören eine Kunstgalerie, Bioläden, lettische Restaurants und ein Wochenmarkt, sowie ein abwechslungsreiches und vielfältige Kulturprogramm für Jung und Alt.

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Ein großer Sohn Rigas

Nicht weit davon befindet sich auch das Geburtshaus des deutschen Architekten Meinhard von Gerkans, dessen kreatives Schaffen heute nicht nur in Riga und Deutschland, sondern an vielen Orten der Welt bewundert werden kann, das macht ihn zu einem der großen Söhne Rigas und Lettlands. Meinhard von Gerkan, Sohn einer deutsch-baltischen Familie, wurde 1935 in Riga geboren, verlebte dort die frühe Kindheit und gelangte in den Wirren des Zweiten Weltkriegs nach Deutschland, wo seine Karriere zu einem gefeierten internationalen Architekten begann. Dabei folgt Gerkan zwar den Grundprinzipien modernistischer Architektur im Erbe des Bauhausstils, befreit sich jedoch aus dem allzu engen Korsett des Modernismus, will "Architektur dem Denk- und Handlungsraum von Konsumware entreißen und ihr die Wertstelle von Kulturgut" zuweisen. In Riga und dem nahegelegenen Jurmala können Architekturfreunde einige sehr interessante Gebäude aus der Feder von Gerkans bewundern.

Zu den kreativen Vierteln Rigas wollen wir noch die Berga Basars erwähnen, ein ehemaliges Handelsquartier im Zentrum der Rigaer Altstadt, in dem heute viele junge Modeschöpfer Lettlands in kleinen Boutiquen ihre Kreationen und Ideen präsentieren. Wer in Riga auf Shoppingtour gehen möchte, dem sei der Berga Basars unbedingt ans Herz gelegt, unser deutschsprachiger Reiseführer unterstützt Sie gern beim Gespräch mit den Modeschöpfern.

Eher rustikal geht es in den Hallen des Rigaer Zentralmarktes zu. Zur Errichtung der großen Marktanlage, in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts der wohl größte und modernste Handelsplatz Europas, wurden die Aufbauten eines ehemaligen Luftschiffhafens genutzt, auch darum heißt der Markt bis heute "Zeppelinhallen". Heute gilt der Zentralmarkt als wichtiger Umschlagplatz für Lebensmittel und Waren des täglichen Bedarfs, sowohl im Einzel- als auch Großhandel. Beim Spaziergang durch die ausgedehnten Hallen erschließt sich dem interessierten Reisenden ein Einblick in die Lebenswelt des "normalen Letten von nebenan".

Uralte Traditionen der Letten - bewahrt bis heute

Wer sich tiefer mit der Geschichte und der Identität der lettischen Bevölkerung beschäftigen möchte, findet weitere Eindrücke im ethnografischen Freilichtmuseum vor den Toren Rigas. Hier wurden aus allen historischen Regionen Lettlands - Kurland, Livland, Semgallen und Lettgallen - traditionelle Häuser und Bauwerke gebracht und originalgetreu wiedererrichtet. Der Besuch ist insbesondere durch die Anlage in wunderschöner lettischer Landschaft - an einem See neben einem Kiefernwald - ein empfehlenswertes Ausflugsziel.

Noch mehr lettische Kultur empfängt der interessierte Reisende auf den mittlerweile legendären Sängerfesten, die schon seit Ende des 19. Jahrhunderts regelmäßig stattfinden. Wie auch Esten und Litauer verfügen die Letten über einen gigantischen Schatz an "Dainas", den zumeist mündlich überlieferten lettischen Volksliedern. Schon der deutsche Johann Gottfried Herder sammelte und veröffentlichte während seines Aufenthaltes in Riga Dainas.

Heute sind über 1,2 Mio. Texte und 30000 Melodien von Dainas festgehalten. Zum Sängerfest versammeln sich in Riga und anderen Städten zehntausende begeisterte Sänger in nationalen Trachten, die Frauen zumeist mit selbstgebundenen Blumenkränzen im Haar, und bieten in stimmgewaltigen Chören oder als Solisten das gesamte lettische Liedgut und traditionelle Tänze dar. Mittlerweile gehört das Sängerfest  zum von der UNESCO anerkannten Immateriellen Weltkulturerbe (Intangible cultural heritage).

Ein gut erreichbares Reiseziel: Riga

Von ihren Häfen aus ist Riga mit anderen europäischen Städten und Metropolen verbunden. Die Expressfähre über die Ostsee verbindet Riga mit Stockholm und dem deutschen Travemünde. Der Rigaer Flughafen ist zum regionalen Drehkreuz zwischen Europa und dem nahem Osten gewachsen, von hier aus bietet Air Baltic Direktflüge in viele europäische Großstädte und Metropolen an. Ein Grund mehr, Ihnen für Ihre Riga Reise unsere Kombinationsmöglichkeiten mit Städtereisen nach Kiew, Moskau oder Sankt Petersburg ans Herz zu legen.

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