Ukraine
Unterwegs im zweitgrößten Land Europas
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Die lebendige Großstadt Krakau (heute polnisch Krakow) im Süden von Polen ist ein kulturelles Kleinod mit faszinierender Geschichte. Eine spannende Entdeckungsreise führt die Besucher zu den steinernen Zeugnissen unterschiedlicher Epochen, die ein lebendiges Bild der Vergangenheit von Krakau vermitteln.
Glücklicherweise blieben die meisten Gebäude von den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges verschont und zeugen noch immer von der glorreichen Vergangenheit der früheren Hauptstadt Polens. Mittelalterliche Architektur, eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft und eine entspannt-dynamische Grundatmosphäre verbinden sich in Krakau zu einer spannenden Koexistenz von Historie und Moderne.
Der Wawel ist ein imposantes Wahrzeichen von Krakau. Bereits im Paläolithikum siedelten sich auf dem Kalksteinfelsen über der Weichsel Menschen an, die ersten Slawen ließen sich hier vermutlich im siebten Jahrhundert nieder. Zahlreiche Erzählungen ranken sich seither um diesen sagenumwobenen Ort. So soll der heidnische Fürst Krak hier mit einer List den menschenfressenden Wawel-Drachen besiegt und anschließend die Stadt Krakau gegründet haben. Nach einer Erzählung fand Krak im Kopiec Ksiecia Krakusa im achten Jahrhundert seine letzte Ruhe. Einige Historiker bezweifeln jedoch, dass der Fürst je gelebt hat. Die stolzen Krakauer selbst glauben hingegen unbeirrt an diese Legende und halten sein Andenken in Ehren. Der Kopiec Wandy wurde zu Ehren der Tochter von Krak errichtet, nachdem sie sich zum Wohle ihres Volkes selbst das Leben nahm. Prinzessin Wanda stürzte sich in die Weichsel, um einer Hochzeit mit dem deutschen Fürsten Rydygier zu entgehen und rettete so ihr Volk vor dessen Herrschaft. Bis 1948 lag der Grabhügel am Rand von Krakau, heute befindet sich in seiner Nachbarschaft das riesige Stahlwerk von Nowa Huta.
Gegen Ende des ersten Jahrtausends erlangte Krakau langsam seinen Status als wichtiges Zentrum der politischen Macht. Der erste historisch belegte Herrscher Polens war ab dem Jahr 960 Miezko I., der ebenso wie seine Nachfolger Boleslaw der Tapfere und Miesco II auf dem Wawelhügel residierte. Die heutige Burganlage ist weit mehr als nur eine Burg - der Wawel ist ein eindrucksvolles Bauensemble mit einer mehr als tausendjährigen Baugeschichte. Hier zeigen sich Spuren unterschiedlicher Stilepochen wie Gotik, Renaissance und Barock. Reste von Befestigungsanlagen, die Rotunde der Allerheiligsten Jungfrau Maria, Fundamente mehrerer Kirchen, die berühmte Drachengrotte und selbstverständlich das erhabene Königsschloss sowie die Wawel-Kathedrale locken jährlich Tausende Besucher an. Das Feuer speiende Denkmal des besiegten Drachen Smok ist ein beliebtes Fotomotiv der zahlreichen Touristen.
Sehenswert sind im Inneren des Schlosses insbesondere die Königsgemächer und die historischen Ausstellungen. Die Kathedrale ist ein polnisches Nationalheiligtum und beherbergt die bekannte Sigismundglocke. Das Berühren des Klöppels soll nach einer Überlieferung Glück bringen. Lange Zeit diente die Kathedrale als Grablege der polnischen Könige und auch in späteren Jahrhunderten wurden bekannte Persönlichkeiten hier bestattet. Dazu zählen beispielsweise der polnische Nationaldichter Adam Mickiewicz und auch der frühere Präsident Polens Lech Kaczynski sowie seine Frau Maria.
Auch wenn der Wawel mit seiner eindrucksvollen Größe das Stadtbild beherrscht, so gibt es in Krakau doch noch eine Vielzahl weiterer Sehenswürdigkeiten. Die malerische Altstadt Stare Miasto bietet den Besuchern unzählige Eindrücke und viele Touristen folgen zur Erkundung dem Königsweg, der am Denkmal der Tannenbergschlacht beginnt. Er führt die Besucher zu Monumenten wie dem Florianstor und dem Barbakan. Letzterer ist eine große Verteidigungsanlage aus Backstein und beherbergt eine Zweigstelle des Historischen Museums. Das Florianstor ist das einzige noch erhaltene Tor der früheren Stadtmauer und bildet den Eingang zu Altstadt.
Im Zentrum des historischen Kerns von Krakau liegt der ausgedehnte Hauptplatz Rynek Glówny aus dem 13. Jahrhundert. Mit einer Fläche von rund 40.000 Quadratmetern ist er einer der größten mittelalterlichen Marktplätze Europas. Im Zentrum des Platzes erheben sich die weltbekannten Tuchhallen, die als eindrucksvolles Beispiel der Renaissance-Architektur gelten. In der Umgebung des Platzes finden sich zahlreiche Bauwerke wie der Rathausturm, die St.-Adalbert-Kirche, das Adam-Mickiewicz-Denkmal und die im gotischen Stil gehaltene Marienkirche. Aber nicht nur die Historie hat hier ihren Platz - in den Kellergewölben finden sich unzählige Cafés und Restaurants, die bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebt sind.
Auf dem Marktplatz herrscht eine lebendige und weltoffene Atmosphäre, die sich auch in zahlreichen Veranstaltungen und Festen widerspiegelt. So dient der Marktplatz als Austragungsort für die Krakauer Weihnachtskrippe, klassische Konzerte sowie Feste wie die große Silvesterparty. Einen besonderen Platz in den Traditionen der Stadt besitzt das als Krakauer Lajkonik bezeichnete Fest. Es findet jedes Jahr am achten Tag nach Fronleichnam auf dem Hauptmarkt statt und erinnert an die Belagerung der Stadt durch die Mongolen im 13. Jahrhundert. Traditionell der "Lajkonik"-Reiter und das "Hejnal"-Trompetensignal vom Turm der Marienkirche untrennbar zu diesem Fest dazu.
Nach Krak und Wanda war Krakau auch in den folgenden Jahrhunderten Heimat und Geburtsort einer Vielzahl historischer Persönlichkeiten. Neben polnischen Königen wie Wladyslaw III. und Johann II. Kasimir stammen beispielsweise auch die Unternehmerin Helena Rubinstein, der Rennfahrer Robert Kubica und der ehemalige Staatspräsident Andrzej Duda aus Krakau. Das Geburtshaus des Malers Jan Matejko ist heute eine Zweigstelle des Nationalmuseums und gilt als das älteste biografische Museum des Landes.
Für viele Menschen gilt Krakau aufgrund der Vielzahl an Sehenswürdigkeiten und kulturellen Einrichtungen als heimliche Hauptstadt Polens. Bis heute sind die Einwohner stolz auf den Titel Kulturhauptstadt, der Krakau im Jahr 2000 von der Europäischen Union verliehen wurde. Zahlreiche Kultureinrichtungen wie das Stary Teatr oder die Opera Krakowska oder kulturelle Veranstaltungen wie das Jazzfestival im Juli, das Filmfestival "Krakowski Festiwal Filmowy" oder das internationale Theaterfestival "Krakowskie Reminiscencje Teatralne" zeigen, dass Krakau diesem ehrenvollen Titel durchaus gerecht wird.
Höhepunkt des Kulturjahres ist das "Festiwal Kultury Zydowskiej w Krakowie" im Stadtteil Kazimierz. Dieses Jüdische Kulturfestival findet seit 1988 statt und soll den Besuchern die jüdische Kultur und Geschichte näher bringen. Auch abseits des Festivals finden Besucher in Kazimierz eindrucksvolle Zeugnisse der ehemaligen Bewohner, die zu einem großen Teil jüdischen Glaubens waren. Heute ist das ehemals jüdische Viertel von Kazimierz ein charmantes Künstlerviertel mit zahlreichen Ausgehmöglichkeiten, insbesondere die Cafés am Plac Nowy gelten als sehr beliebt bei Einheimischen und Touristen. Da vom ehemaligen Krakauer Ghetto nur noch einige Mauerreste erhalten sind, diente der Stadtteil Kazimierz als Drehort für den Film "Schindlers Liste".
Im 19. Jahrhundert war noch etwa ein Drittel der Einwohner des Stadtteils Kazimierz Juden. Nach der Besatzung durch die Deutschen kam es im Zweiten Weltkrieg zu einer systematischen Umsiedlung in das Krakauer Ghetto, dessen Reste sich südlich der Weichsel im Ortsteil Podgórze befinden. Viele Menschen starben hier oder wurden nach der Auflösung des Ghettos in das nahe Konzentrationslager Plaszow deportiert. Kurz vor der Befreiung Krakaus wurden am 14. Januar 1945 die letzten Gefangenen in das etwa 70 Kilometer entfernte Konzentrationslager Auschwitz gebracht.
Die meisten Menschen wurden ermordet, nur wenige Juden aus Krakau überlebten den Holocaust. Ein Besuch im KZ Auschwitz vermittelt einen unvergesslichen Eindruck von dem unvorstellbaren Leid der Menschen und der Grausamkeit der unfassbaren Verbrechen durch die Nationalsozialisten.
Neben diesem dunklen Kapitel der jüngeren Geschichte finden sich in der Umgebung von Krakau weitere Sehenswürdigkeiten, die von der wechselvollen Geschichte Polens zeugen. Ein eindrucksvolles Beispiel ist das Salzbergwerk Wieliczka. Es ist eines der ältesten Salzbergwerke der Welt und wurde nachweislich bereits etwa 3.500 vor Christus genutzt. Auch die beschauliche Stadt Wadowice lockt viele Besucher an, die hier insbesondere das Elternhaus von Papst Johannes Paul II. sehen möchten. Er erblickte hier im Jahr 1920 als Karol Józef Wojtyla das Licht der Welt.
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